Vor einer Woche habe ich gemerkt, dass ich seit sieben Dienstagabenden im falschen Kurs sitze. Ich studiere an der Universität von Palermo jetzt doch nicht Sportmarketing am Beispiel des Fußballklubs Boca Juniors, sondern Marketing. Reines Marketing, sozusagen. Vielleicht hätte ich schon früher stutzig werden können, weil wir im Raum 5.5 über allerlei reden, über Strategieplanung, Kaufverhalten, Marktsegmentierung und Positionierung von Produkten. Aber nie über Fußball. Ich habe mir lange eingeredet, wir würden uns Grundlagen erarbeiten, um ein bahnbrechendes Marketingkonzept für Boca entwickeln zu können. Machen die ja vielleicht auch, aber dann in einem anderen Raum.

Die erste Zwischenklausur steht jetzt unmittelbar bevor, und ich habe gleich drei Probleme. Erstens: Die Studenten nuscheln, und zwar alle. Zweitens: Vieles, das ich zu Hause auf Deutsch über Marketing nachgelesen und daraufhin verstanden habe, muss von mir noch ins Spanische übersetzt werden. Wenn ich darin gut bin, kommt vermutlich das raus, was die Studenten genuschelt haben. Drittens: Ich verstehe auch Deutsch nicht immer.

Die Zusammenstellung der benötigten Informationen erfolgt durch vier Subsysteme des MAIS, nämlich das innerbetriebliches Berichtssystem, das Marketing-Nachrichtensystem, das Marketing-Forschungssystem und die Entscheidungsunterstützung zur Vorbereitung von Marketingentscheidungen durch ein Entscheidungssupportsystem.

Philip Kotler: Marketing-Management: Analyse, Planung und Verwirklichung, Stuttgart 2001, S. 192.

Meine Strategie ist folgende: Ich werde in der Klausur krakelig schreiben, weil ich hoffe, dass der Professor mir zutraut, dass ich das oder das weiß, obwohl ich in Wahrheit weder das noch das weiß, wie wir wissen.

Mein Freund Pablo war übrigens keine Hilfe. Pablo ist nie eine Hilfe. Er hat ja sogar vergessen, dass er unsere Eintrittskarten für das Länderspiel von Argentinien gegen Trinidad und Tobago am 4. Juni besorgen will. Das macht er morgen. Und strategisch denken kann er überhaupt nicht.

»Was meinst du, Pablo, sollte ich ein paar englische Marketing-Fachausdrücke in der Klausur unterbringen?«

»Wozu?«

»Damit ich intelligent wirke.«

»Ich würde alles auf Deutsch beantworten. Dann hält dich der Professor für so richtig schlau. Ist doch eine total schwere Sprache. Aber du, du hast sie gelernt.«