Uruguays Hauptstadt Montevideo Ende März: Sonnenschein, 25 Grad und Laub auf den Wegen, ist schließlich Herbst. Wie zuvorkommend die Urus sind: Auf dem Unabhängigkeitsplatz haben sie vor die Statue ihres Nationalhelden José Gervasio Artigas eine zusätzliche Stufe gebaut. Danke, sehr freundlich, wir Geschichtsfanatiker und Uns-gern-vor-großen-Männern-Verneiger sind ja doch oft schon ziemlich gebrechlich.

Schauen wir uns den Kerl auf dem Gaul jetzt mal aus der Nähe an, oder? Plötzlich: ein Ton, den man viele Jahre nicht mehr gehört hat. Damals im Sportunterricht war’s, dieser Idiot im Trainingsanzug, der sich seinen Verstand erfolgreich abtrainiert hatte. Was konnte der sich erfreuen an missglückten Turneinlagen. Und eine laute Trillerpfeife hatte er auch.

Die erklingt jetzt wieder, gar dreimal, und ein Mann mit Schirmmütze winkt dazu – Monument betreten verboten. Aha. Man guckt noch zehn Minuten gierig zu, wie ein Tourist nach dem anderen auf die weiße Stufe steigt und zurückgepfiffen wird, und denkt an Funny van Dannen.

Drei Beobachtungen:

1. Der Argentinier ist freundlicher, wobei der Uruguayer auch nicht unfreundlich ist.

2. Der Uruguayer geht langsamer, er schleicht regelrecht, vor allem, wenn er, was er gerne tut, eine Thermoskanne mit heißem Wasser und seinen Mate bei sich trägt.

3. Wenn sich auf dem Schiff von Buenos Aires nach Montevideo eine Frau über Kinderlärm beschwert, singen der Uruguayer und der Argentinier zusammen: »¡Que se vaya, la bruja!« – »Die Hexe soll verschwinden!«

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