Die Fünfpesokomödie
von CHRISTOPH WESEMANN
Erste Szene
Buenos Aires, Kreuzung Libertador/Bullrich, gegen 17 Uhr; Vater und sein Sohn (sechseinhalb) im Auto, Mann mit grüner Plastikflasche, deren Deckel ein kleines Loch hat
Die Ampel ist rot.
VATER. Verdammt!
SOHN. Was denn, Papa?
VATER. Der Typ will die Autoscheibe putzen.
Mann mit Spriteflasche nähert sich. Nickt.
VATER (lehnt mit den Händen ab). No. Gracias. No. Verdammt!
Mann grinst und nickt, bespritzt die linke Hälfte mit Flüssigkeit und beginnt zu wischen.
SOHN. Die Scheibe ist doch gar nicht schmutzig.
VATER (sucht Geld und findet einen 5-Peso-Schein). Hmmh.
SOHN. Du darfst die Scheibe nicht runtermachen.
Vater. Sagt wer?
SOHN. Pablo. Mama. Du.
Mann geht ums Auto und putzt die rechte Hälfte.
VATER. Ehe mir der Kerl die Scheibe einschlägt, lass ich sie lieber runter und bezahle fünf Peso.
SOHN. Er könnte dich auch erschießen.
VATER (öffnet das Fenster). Erschießen?
SOHN (baut mit Zeigefinger und Daumen eine Pistole). Der schießt durch die Scheibe. Dann bist du tot. Und wir wissen nicht, was wir machen sollen.
Mann beendet seine Arbeit, empfängt die fünf Peso und bedankt sich. Geht ab.
Die Ampel springt auf Grün.
VATER. Weiter geht‘s.
Vorhang.
Sonja
1. November 2012 @ 09:49
Vernunftsohn, der.