Wichtiger Tag heute: Wir haben 8N, und das Kürzel meint mehr als den 8. November, es steht auch für einen weiteren Aufstand der Mittelschicht. Im ganzen Land wird es am Abend Proteste gegen die Regierung geben. Man knüpft an die Cacerolazos vom 13. September an, als allein in Buenos Aires Hunderttausend auf der Straße waren, um mit Kochtöpfen und Pfannen Lärm zu machen. Diesmal könnten es noch mehr werden, zumal optimales Demowetter ist: Der argentinische Frühling spielt schon mal Sommer und hat die Heizung aufgedreht, vorerst noch auf mittlere Stufe, also 33 Grad, was hier als humane Temperatur empfunden wird. Die Hitze geht übrigens auch nicht schlafen.

Protestiert wird gegen allerlei, es hat sich offenbar ein bisschen was angesammelt: Korruption, Kriminalität, Inflation, eine mögliche Verfassungsreform, die es Präsidentin Cristina Kirchner erlauben würde, 2015 ein drittes Mal zu kandidieren, und die Wirtschaftspolitik insgesamt, die zunehmend auf Kontrolle und Importbeschränkungen setzt. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung sieht Argentinien schon »auf dem Weg in die Planwirtschaft«.

Und dann ist da noch der 7. Dezember, 7D genannt. Bis zu diesem Tag hat die Clarín-Gruppe noch Zeit, sich von Zeitungen, Radio- und Fernsehsendern zu trennen. So will es ein vor drei Jahren erlassenes Mediengesetz, das Meinungsmonopole verhindern soll. Nun ist Clarín einerseits der finanzstärkste Medienkonzern des Landes und hat anderseits auch die lautesten Journalisten, wenn es darum geht, die Regierung zu kritisieren.

Es ist kurios. Clarín will, was die Regierung nicht will: alles behalten. Und die Regierung will, was Clarín nicht will: viel wegnehmen. Und beide behaupten, dasselbe zu wollen: mehr Meinungsfreiheit und mehr Demokratie. Das ist Argentinien.

Protestiert wird übrigens auch vor den argentinischen Botschaften und Konsulaten – wie hier in Sydney.