Ganz schön was los
von CHRISTOPH WESEMANN
Ich danke bloß rasch Argentinien, das meine Ankunft Anfang Juli offenbar heiß erwartet und mir deshalb die Eingewöhnung unbedingt erleichtern will – indem es mit Verhältnissen lockt, die mir aus Odessa nicht ganz unbekannt sind.
- Gute Nachricht aus den argentinischen Supermärkten: Zucker und Milchprodukte, die lange knapp waren, stehen wieder im Regal. Die schlechte Nachricht: Jetzt – also: seit Wochen – sind Matetee und Speiseöl knapp. Mate! Ohne Mate ist ein Argentinier nur ein Spanier mit Latino-Akzent. Die Gründe für die Lebensmittelknappheit: Importbeschränkungen aller Art und eine Inflation von 30 Prozent.
- Es scheint gerade schwierig zu sein, an Dollar zu kommen. Jedenfalls gab es über Nacht weniger oder gar keine Genehmigungen mehr, Peso zu tauschen. Und wer doch durfte, bekam nicht mehr als 300 Dollar ausgezahlt. (Genehmigungen? Wollen wir uns bei meinen derzeitigen Landes- und Sprachkenntnissen wirklich in Details verstricken, amigos?)
- Vor zwei Wochen haben die Müllmänner von Buenos Aires gestreikt und die Zufahrt zur Müllhalde blockiert. 16.000 Tonnen Abfall blieben auf den Straßen der Hauptstadt und des Speckgürtels liegen.
- Ach ja, im Hafen von Zárate stehen 30.000 Autos, die ins Land eingeführt werden sollen oder wollen, aber nicht dürfen – einige schon seit mehr als drei Monaten.
- Immerhin fährt die Subte wieder, die U-Bahn von Buenos Aires (und die älteste Lateinamerikas, was sie übrigens nicht mehr leugnen kann). Vor zwei Wochen stand sie für 36 Stunden still. Streik! Die Angestellten fordern eine Lohnerhöhung von 28 Prozent und einen kleinen Nachschlag von zwei Prozent wegen des schlechten Zustands der Metro.
¡Argentina es un país fantástico!
iris
23. Mai 2012 @ 11:24
Bloß gut, dass ihr schon Einiges gewohnt seid ;(