Unvorzeige-Eltern
von CHRISTOPH WESEMANN
Buenos Aires, 5. März 2014: wieder eine Elternversammlung traditionell verpasst. Unentschuldigt, klar doch. In meiner Schulzeit hat sich meine stets anwesende Mutter ja über jede abwesende Mutter einzeln aufgeregt. Tagelang.
Aber man muss doch solche Sachen auch nicht aufs Spiel von Boca legen. Der River-Fan Jorge, Vater von Sohnemanns bestem Freund, war natürlich da, mit seiner Frau. Aber der Kerl trinkt keinen Mate und mag Asado nicht, hat ja nicht mal einen Grill auf seiner Terrasse, ist also Argentinier nur auf dem Papier. Um 20.14 Uhr, eine Stunde nach Anpfiff des Elternabends, bei Boca gegen Olimpo waren gerade zwölf Minuten gespielt, schrieb er eine SMS: »Wir warten mit der Klassenlehrerin auf Dich. Wann kommst Du?«
»Machst Du Witze?«
Meine einzige Elternversammlung war Ende 2008 im Kindergarten des Sohnes in Odessa, Ukraine – und ich verstand kein Wort. Seitdem: nichts mehr. Bei keinem der drei Kinder.
Die Frau behauptet, sie habe 2012 in Berlin an was teilgenommen.