Logo des WM-Tagebuchs - Zeichung: Danü (Daniel Schlierenzauer)

Katharina Handy ist freie Journalistin und hat zwei Monate in Amsterdam gelebt und gearbeitet. Sie bloggt als Katrijn Mobiel.

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»Je krijgt het meisje wel uit Nederland, maar Nederland niet uit het meisje.«1

»Ich soll was über die Niederlande und Argentinien schreiben«, habe ich meinem holländischen Kollegen über Skype erzählt. »Ooouh«, sagte er, und trotz des verpixelten Bildes konnte ich sehen, wie sich schmerzhafte Erinnerungen auf sein Gesicht zeichneten. »Neunzehnhundertachtundsiebzig«, sagte er dann mit bedeutungsschwangerer Stimme. Und weil er wie alle Experten sonst im Fernsehen vor einer Bücherwand saß, während ich mit ihm sprach, wusste ich, dass es sich wirklich um eine ernste Angelegenheit handelte. »Effe googelen … eben mal googeln«, dachte ich.

Bei der WM 1978 hatte Gastgeber Argentinien die Niederlande im Finale mit 3:1 nach Verlängerung geschlagen. Argentinien wurde Weltmeister, die Niederlande … äh,  Zweiter.

 

Kaum hatte der glücklose Michael Umaña in der Nacht auf den 6. Juli 2014 den letzten Elfmeter für Costa Rica versemmelt, kaum stürmte der Oranje-Kader auf den Rasen von Salvador – da twitterte schon ein Freund aus Amsterdam: »Bin gespannt, ob Máxima das Halbfinale bei Willy im Wohnzimmer gucken darf.« Wenig später ging ein Bild durch die Netzwerke, das die Königin und den König der Niederlande Rücken an Rücken im Ehebett zeigt, mit dem Hashtag #NEDARG.

 

Máxima kam 1971 in Buenos Aires auf die Welt. Sie ist gebürtige Argentinierin. Irgendwann hat sie sich den niederländischen Thronfolger geangelt.

Es war der Sommer von 1998. Die Fußball-WM war in Frankreich und ich irgendwo in einem Sommercamp in Mecklenburg. Ach ja, und die Niederlande spielten ihr Viertelfinale gegen Argentinien. Zum Ende der regulären Spielzeit stand es 1:1, als Verteidiger Frank de Boer einen traumhaften Pass auf Stürmer Dennis Bergkamp platzierte, der dann in der 90. Minute das entscheidende Tor schoss.

Ach guck, da haben die Niederländer auch schon mal gegen Argentinien gespielt?

 

Das ist es, was mich am Fußball so stört. Jedes Mal werden die Legenden beschworen, der Geist von neunzehnhundert-(bitte selbst ergänzen), die Rückennummer von (da fällt euch schon wer ein) und die verwandtschaftlichen Beziehungen von (zum Beispiel Máxima). Dabei gibt es eigentlich, eigentlich, EIGENTLICH nur drei vier fünf Gründe, weshalb die Niederländer heute ins Finale kommen:

1. Ihr König ist zur Hälfte ein Deutscher.
2. Die Niederländer haben den weltweit größten Privatbestand an orangefarbenen Devotionalien.
3. Das Wort des Jahres 2013 in den Niederlanden war »Selfie«.
4. Die Niederländer können zwei Kinder, zwei Einkaufstaschen, einen Rucksack und eine Ehefrau auf einem Fahrrad transportieren.
5. Diese Pommes (mit Majo und Erdnuss-Soße).

Pommes

Einen hab ich aber noch (bester Keks). Und den hier (bestes Sonntagsdate). Nicht zu vergessen, das hier (#partylikeaninsider).

Hipper

  1. Du kriegst das Mädchen zwar aus Holland, aber Holland nicht aus dem Mädchen. []