Buenos Aires, 17 Uhr. Eine deutsche Familie in Argentinien. Ein Vater. Die Mutter auf Dienstreise. Der Große (9) und die Mittlere (6) sind gerade mit dem Schulbus angekommen.

VATER. Gracias. ¡Hasta mañana!

BUSFAHRER. ¡Hasta mañana! (fährt ab)

VATER. Wie war die Schule, Leute?

TOCHTER. Gut.

SOHN. Gut.

VATER. Gut.

SOHN. Morgen ziehe ich ein Fußballtrikot an.

Quilmes

VATER. Das weiße von Quilmes? Das schönste Trikot der Welt? Cool. Wir sind die Mannschaft der Stunde, weißt du ja. Fünf Siege in den letzten fünf Spielen. Fünf! Hat vorher noch kein neuer Trainer von Quilmes geschafft. Facundo Sava ist ein verdammtes Genie, sag ich dir. Die halbe Saison lang verlieren wir fast jedes Spiel, dann kommt er, und plötzlich gewinnen wir. Und pass auf, es sind noch neun Spiele, alles ist möglich. San Lorenzo und Boca holen wir nicht mehr ein, aber  …

SOHN. … Papa …

VATER. … bis zu den Hurensöhnen von River Plate sind es nur neun Punkte. Platz fünf wäre Wahnsinn. Am Sonnabend …

SOHN. … Papa …

VATER. … reißen wir erst mal Temperley den Arsch auf. Und wir sind natürlich dabei. ¡Vamos a la cancha!

quilmes 2

> Choripán-Stand vor dem Stadion des Quilmes Atlético Club

SOHN. Paaaaaaapaaaaaa!

VATER. Was?

SOHN. Ich ziehe mein Bayerntrikot an.

VATER. Du ziehst schön deine Schuluniform an, mein Freund! Wie sich das gehört in Argentinien.

SOHN. Aber ich darf. Wir reden in der Schule gerade über die Zukunft. Was in 20 Jahren ist. Was wir dann machen. Meine Lehrerin sagt, wir sollen morgen aussehen wie die Person, die wir in 20 Jahren sein wollen.

VATER. Und 2035 bist du …

SOHN. … Fußballprofi.

VATER. Bei Bayern.

SOHN. Ja. Im Sturm.

VATER. (murmelt) Ich habe versagt. In der Erziehung. Komplett versagt.

SOHN. Ich kann auch als Zombie gehen.

VATER. Besser. Viel besser.

SOHN. Dann musst du mir beim Verkleiden und Schminken helfen.

VATER. Ich bin allein mit euch dreien, schon vergessen?

SOHN. Nein.

VATER. Ich werde einen Teufel tun. Du gehst als Bayernsau und basta.

Quilmes 3

> Mit der Quilmes-Legende Rodrigo el Chapu Braña

TOCHTER. (aufgeregt) Papi, ich spiele für Quilmes, wenn ich groß bin. Wirklich. Ich will aber ins Tor.

VATER. (leise) Auch das noch.

TOCHTER. Wie bitte?

VATER. Danke, mein Schatz, du machst mich gerade ganz glücklich.

Der Vater fängt leise an zu weinen.

VORHANG.