Hätten am letzten Abend, als wir am Strand von Valparaísos Nachbarort Viña del Mar den Sonnenuntergang erwarteten, nicht diese drei chilenischen Jungs versucht, uns zu beklauen, wäre Herr T. wahrscheinlich noch viel genervter von mir gewesen.  Aber so war ich nur auf Platz vier. Herr T. ärgerte sich weniger über die Absicht des Trios, uns ein paar Sachen abzunehmen, sobald wir ins Wasser gegangen wären. Wütend machte ihn vor allem, dass die Bande von Kleinganoven – keiner älter als 14! – hinter unserem Rücken vor anderen Badegästen damit geprahlt hatte, uns auszurauben. Dass sie sich ihrer Sache so sicher war. Dass sie keinen Respekt vor uns hatte. Dass sie uns für so dämlich hielt.

Viña del mar

Ach Chile! Ich wurde ja als Argentinier gelegentlich diskrimiert. Einmal verstand mich die Frau am Metroschalter absichtlich nicht, so dass der urdeutsche Herr T. unsere Fahrkarten nach Viña del Mar kaufen musste. Dort angekommen, war es mir unmöglich, den Bahnhof zu verlassen. Wieder und wieder führte ich meine Metro-Chipkarte am Ausgangsdrehkreuz ein, um den Fahrpreis abbuchen zu lassen und gehen zu dürfen. Nichts geschah. Hinter mir ein Stau von neunmalklugen Chilenen: »Need money!« Längst auf der Treppe, schon beschienen von der Sonne, der grinsende Deutsche. Pure Schikane eines Argentiniers, gespeist offenbar aus einem chilenischen Minderwertigkeitskomplex. Irgendwann handelte ich mich am Schalter frei und durfte außen ums Drehkreuz herum.

Vorgeschichte und erster Teil: Exil in Chile

Zweiter Teil: Drei Erdbeben, zwei Deutsche und ein René in Chile

Dritter Teil: Die Vermessung des Paradiestals

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(Der dritte Mann) Und, meine Herren, verreist ihr noch mal gemeinsam?

(cw) Mit dem?

(Herr T.) Nie wieder!

(Der dritte Mann) Paraguay?

(Herr T.) Wann?

(Der dritte Mann) Vielleicht im Februar.

(cw) War ich noch nie, in Paraguay.

(Herr T.) Ich auch nicht.