Archiv für das Thema ‘Komödien’

Die Trainerrausschmisskomödie

von CHRISTOPH WESEMANN

SMS-Dialog mit M., dem Deutschen in Buenos Aires

M. Steht zur Debatte, dass Sabella nach der WM geht?

ICH. Unbedingt. Und Tata übernimmt. Oder Pep. Oder Ricardo Caruso Lombardi.

M. Ernsthaft? Wieso geht der (abgesehen davon, dass er Dir nicht passt)?

ICH. Carlitos.

M. Deswegen????? Lächerlich!

ICH. Willst Du Argumente und Vernunft? Ich bin Argentinier! Wenn Sabella gewinnt, war er natürlich schon immer toll.

M. Jetzt kann ich nicht mehr schreiben. Tränen! Abschiedsvideo für Puyol.

Wenn ein Fan von Real Madrid wegen eines Spielers des Erzfeindes weint, muss der ein verdammt Großer gewesen sein. Carles Puyol: 1996 bis 2014, 676 Spiele für den FC Barcelona, und er ist nur sieben Tage nach mir auf die Welt gekommen. Mach’s gut, Tarzán!

 

Die Kinderquatschkomödie mit Katze, Spinne und Teos Papa

von CHRISTOPH WESEMANN

Buenos Aires, Tochter (vier Jahre), Sohn (sieben Jahre), Vater (jung wirkend)

Erste Szene

VATER. (singt Andrés Calamaro) »No sé si estoy despierto o tengo los ojos abiertoooooos.«1

SOHN. (zur Schwester) Welche Katze kann schwimmen?

TOCHTER. Fisch.

SOHN. Du bist so blöd.

VATER. He!

TOCHTER. Ich bin doch nicht blöd, ne, Papa?

VATER. Natürlich nicht, mein Schatz.

SOHN. Papi, welche Katze kann schwimmen?

VATER. Fisch.

 ≈ ≈ ≈ ≈ ≈≈

Zweite Szene

TOCHTER. Können wir was gucken?

VATER. Meinetwegen. (macht den Fernseher an) Uuuuh, Spider-Man. Den dürft ihr natürlich nicht gucken. Ich schalt mal …

TOCHTER. (aufgeregt) Nein, nein, nein, das ist nur Propaganda. Gleich kommt Violetta.

VATER. Wie nennst du das?

TOCHTER. (sehr aufgeregt) Das ist … das ist … das ist … äh … äh … Perbung.

≈ ≈ ≈ ≈ ≈≈

Dritte Szene

VATER. Hast du dich angeschnallt?

SOHN. Ja.

VATER. Wie war’s denn bei Teo? Erzähl mal.

SOHN. Gut.

VATER. Was habt ihr gemacht?

SOHN. Playstation.

VATER. Ach. (hupt und ruft) Fahr doch! (hupt abermals)

SOHN. Ich will auch eine Playstation, Papa.

VATER. Ich auch. Hat euch Teos Papa was zu essen gemacht?

SOHN. Wir hatten keinen Hunger.

VATER. Teo lebt aber eigentlich bei seiner Mama, ja?

SOHN. Aber am Wochenende ist er oft bei seinem Papa.

VATER. Und sag mal, Teos Mama hat doch einen neuen Freund, ne?

SOHN. Ja. Claudio.

VATER. Der ist ganz schön jung, oder?

SOHN. Der ist so groß wie du.

VATER. Ich meine, der ist noch nicht so alt wie Teos Mama.

SOHN. Kann sein. (überlegt) Warum wohnen die Mama und der Papa nicht mehr zusammen?

VATER. Pffffff. Männer, Junge. Der war zu anderen Frauen netter als zu ihr.

SOHN. (schweigt)

VATER. Und hat der auch eine Freundin?

SOHN. Wer?

VATER. Teos Papa.

SOHN. Nein.

VATER. Der wohnt ganz allein in dem großen Haus?

SOHN. Nee, die Oma …

VATER. Danke, reicht.

Vorhang

  1. Ich weiß nicht, ob ich wach bin oder die Augen offen habe. []

Die Eierkuchen-Komödie

von CHRISTOPH WESEMANN

Neulich nach dem Fußballtraining mit neun Argentiniern; ein Deutscher, der Klinsmann genannt wird, River-Fan I (Cristian) und River-Fan II (Sebastian)

DER DEUTSCHE. Cristian, ich will am Sonnabendabend ins Stadion von River. Wird es schwer sein, Karten fürs Spiel gegen Vélez Sársfield zu bekommen?

RIVER-FAN I. Könnte schwierig werden.

DER DEUTSCHE. Meinst du denn, es wäre einfacher, am Sonnabendmorgen um zehn nach Vélez zu fahren und dort Karten für den Gästeblock zu kaufen?

RIVER-FAN I. Viel einfacher! Weißt du, Vélez hat nicht so viele Fans wie River, Vélez ist ein kleiner Verein, ein erfolgreicher Verein, der aktuelle Meister, aber klein, ein Verein aus einem kleinen Stadtviertel von Buenos Ai …

RIVER-FAN II. … Vélez ist klein, Cristian. Punkt.

DER DEUTSCHE. Dann kaufe ich die Karten von Vélez.

Kartenkauf vor dem Stadion von Vélez

RIVER-FAN I. Klinsmann, du bist Fan von Boca, gehst ins Stadion von River und stehst im Fanblock von Vélez, weißt du, wie man bei uns Leute wie dich nennt? Panqueque.

Karten

Die Fünfpesokomödie

von CHRISTOPH WESEMANN

Erste Szene

Buenos Aires, Kreuzung Libertador/Bullrich, gegen 17 Uhr; Vater und sein Sohn (sechseinhalb) im Auto, Mann mit grüner Plastikflasche, deren Deckel ein kleines Loch hat

Die Ampel ist rot.

VATER. Verdammt!

SOHN. Was denn, Papa?

VATER. Der Typ will die Autoscheibe putzen.

Mann mit Spriteflasche nähert sich. Nickt.

VATER (lehnt mit den Händen ab). No. Gracias. No. Verdammt!

Mann grinst und nickt, bespritzt die linke Hälfte mit Flüssigkeit und beginnt zu wischen.

SOHN. Die Scheibe ist doch gar nicht schmutzig.

VATER (sucht Geld und findet einen 5-Peso-Schein). Hmmh.

SOHN. Du darfst die Scheibe nicht runtermachen.

Vater. Sagt wer?

SOHN. Pablo. Mama. Du.

Mann geht ums Auto und putzt die rechte Hälfte.

VATER. Ehe mir der Kerl die Scheibe einschlägt, lass ich sie lieber runter und bezahle fünf Peso.

SOHN. Er könnte dich auch erschießen.

VATER (öffnet das Fenster). Erschießen?

SOHN (baut mit Zeigefinger und Daumen eine Pistole). Der schießt durch die Scheibe. Dann bist du tot. Und wir wissen nicht, was wir machen sollen.

Mann beendet seine Arbeit, empfängt die fünf Peso und bedankt sich. Geht ab.

Die Ampel springt auf Grün.

VATER. Weiter geht‘s.

Vorhang.

 

 


Argentinische Helden

Diego Maradona, gezeichnet von Danü (c)

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Steckbrief

Wir sind schnell.
Wir sind Wortmetze. Wir haben einen profunden geistes-
wissenschaftlichen Hintergrund. Wir sind böse, sexy und klug. Wir können saufen wie die Kutscher, haben Kant gelesen und nicht verstanden, aber das merkt keiner, und schlafen nie.


2012 von Christoph Wesemann in Buenos Aires gegründet. Derzeit im Exil. (Berlin)