Cristina Kirchner regiert Argentinien seit mehr als fünf Jahren. Erst im Oktober 2011 wurde sie als Präsidentin wiedergewählt, und 2015 will sie vielleicht abermals antreten, obwohl dafür die Verfassung geändert werden muss. Sollte das nicht klappen, könnte ihre Schwägerin Alicia Kirchner einspringen, derzeit Sozialministerin, und dann 2019 Sohn Máximo übernehmen. Er soll der wichtigste Berater seiner Mutter sein. Bis 2007 hieß das Staatsoberhaupt übrigens Néstor Kirchner, der inzwischen verstorbene Gatte.

Pinguin-TV

Cristina versorgt ihr Volk mit Fleisch und Fußball, also nicht privat, sondern ganz staatlich über die beiden Regierungsprogramme Carne para Todos und Fútbol para Todos. Fleisch für alle sorgt dafür, dass die Preise stabil bleiben. Fußball für alle bringt die Ligaspiele live ins frei empfangbare Fernsehen. Dafür flimmert alle paar Minuten eine Werbebande der Präsidentin der Nation auf dem Bildschirm. Einerseits kosten all diese Wohltaten ein bisschen–allein 110 Millionen Euro die Ligaspiele im TV. Andererseits sind Fleisch und Fußball Grundnahrungsmittel. Wobei für Argentinier Fleisch nur vom Rind kommt. Huhn ist kein Fleisch, sondern, nun ja, Huhn. Ohnehin werden Hühner nicht ernst genommen. Spieler und Fans des vornehmen Hauptstadtklubs River Plate veralbert man als Gallinas, also Hühnchen im Sinne von Feiglingen. Neulich, bei einem Auswärtsspiel, liefen zwei Hühner über den Platz – die gegnerischen Fans hatten ihnen sogar River-Trikots angezogen. Der Anpfiff verzögerte sich um 15 Minuten.

Die Kirchners und ihre Freunde nennt man übrigens Pinguine, weil sie aus Santa Cruz stammen, der Pinguinprovinz im Süden. Dort war Héctor Marcelino García einst Vize-Gouverneur, und eine seiner vier Töchter könnte es noch weiter bringen. María Rocío ist Zahnärztin – und Dauerfreundin des Präsidentensohnes Máximo. Und dass die Frau vom Mann die Regierungsgeschäfte übernimmt, hat bei Kirchners doch Tradition.

(Diese Kolumne ist erstmalig in der Schweriner Volkszeitung erschienen.)