Logo des WM-Tagebuchs - Zeichung: Danü (Daniel Schlierenzauer)

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Zwei Deutsche in Buenos Aires schreiben sich Kurznachrichten und plaudern über Fußball und den Rest.

CW. Wann spielt der nächste Weltmeister sein Viertelfinale? Sonnabendmittag? (Erbitte argentinische Anstoßzeit.)

MC. Freitag um fünf.

CW. Hahaha. Jetzt auch Kolumbianer, he?

MC. Klar! Oder Belgier. Alle anderen können gehen.

CW. Du warst ja auch schon Holländer, Chilene und Franzose.

MC. Nur für einzelne Spiele. Es muss verhindert werden, dass der hässliche Fußball Weltmeister wird. Um jeden Preis.

CW. Ein Idealist. Ein Schöngeist. Wie putzig! Ich komme gleich zum Streicheln vorbei.

MC. Aber zieh Dir vorher ein sauberes Trikot an!

CW. Argentinien hat alle Spiele gewonnen. Ich darf nicht waschen. Bringt Unglück.

MC. Wir brauchen übrigens einen Plan.

CW. Fürs Leben?

MC. Nein. Vielleicht doch. Ja, bestimmt. Ich meine aber: fürs Viertelfinale. Wir müssen reagieren, wenn Deutschland, Brasilien und Argentinien rausfliegen. Wer macht wen fertig?

CW. Puh.

MC. Als der authentische Argentinier, der Du ja bist, müsstest Du natürlich Deinen Jungs umgehend in den Rücken fallen. Wenn sie gegen Belgien am Sonnabend verlieren …

CW. … dann war mir das spätestens vor einer Woche längst klar.

MC. Zu spät! Viel zu spät! Du hast nie an diese Mannschaft geglaubt. Nie!

CW. Ich habe nie an diese Mannschaft geglaubt. Nie!

MC. Gut so. Ich nehme an, Brasilien machst Du dann gleich mit fertig.

CW. Ehrensache.

MC. Dann bin ich der deutsche Stammtisch. Wir sollten überlegen, wie wir das anpacken. Es soll ja originell werden.

CW. Was können wir, was die anderen nicht können? Was haben wir, was die anderen nicht haben? Wie sind wir? Und wie sind die anderen nicht?

MC. Wir sind schnell. Wir sind Wortmetze. Wir haben einen profunden geisteswissenschaftlichen Hintergrund. Wir sind böse, sexy und klug. Wir können saufen wie die Kutscher, haben Kant gelesen und nicht verstanden, aber das merkt keiner, und schlafen nie. Mehr?