Herr T. hat ja schon ausgeplaudert, dass ich heute an der berühmten Wallfahrt nach Luján teilnehme. Um 10 Uhr (Ortszeit) werde ich Cristian vor dem Stadion von Vélez Sársfield im Stadtteil Liniers treffen – und dann geht’s los. Nein, ach Gott, es geht natürlich nicht gleich los. Weil sich Cristian als guter Argentinier ordentlich verspäten wird, werde ich auch nicht pünktlich auftauchen, und weil er weiß, dass ich mich seinetwegen verspäte, glaubt er, sich meinetwegen verspäten zu können, was ich wiederum weiß und deshalb … aber lassen wir das. Vor uns liegen 50 Kilometer, und Cristian rechnet damit, dass wir unser Ziel, die Basilika von Luján, gegen Mitternacht erreichen. Also um zwei.

Es soll nicht regnen, und für die Nacht sind acht Grad vorhergesagt. Ich nehme mit: meinen Poncho aus Bolivien, einen Hut vom Quilmes Atlético Club, Zahnseide für die Reste vom Choripán, das ich unterwegs reichlich essen werde, Feuchttücher, Sonnenbrille, meine Mate-Ausrüstung (Thermoskanne, Becher, Strohhalm, Yerbakraut), Kamera mit Blitzlicht, Schreibblock und zwei Stifte. An den Füßen: Marathonlaufschuhe, mit denen ich in vier Jahren etwa 15 Kilometer gelaufen bin. Pflaster? Pfffff.

Ich habe gefragt, was wir nach unserer Ankunft machen werden, also bis 10 Uhr oder wann auch immer uns ein Bus zurück nach Buenos Aires bringt. »Das hängt von unserem körperlichen Zustand ab«, sagte Cristian, der seit 2005 jedes Jahr nach Luján pilgert. »Wir können uns ausruhen und dann durch die Stadt laufen, du musst wissen, es sind viele Leute unterwegs, richtig viele Leute, Zigtausende. Aber erst mal schauen wir uns ja die Basilika an. Und sag mal: Du willst wirklich deinen Kram im Rollkoffer transportieren?«

Nein, war ein Scherz. Und dass ich zu Fuß heimkehren würde, natürlich auch.