Autorenarchiv

Erfrischung

von CHRISTOPH WESEMANN

Neulich in Buenos Aires:

Ich bin dann mal eine Weile im Norden. Herr T. muss wieder außer Landes.

Ein Argentinier und die Blasmusik

von CHRISTOPH WESEMANN

Ich werde in Buenos Aires niemals Tangounterricht nehmen. Ich verspreche es. Ich will das keinem Argentinier zumuten, und außerdem hat die Integration auch Grenzen. Ich trinke schon mehr Mate als meine Nachbarn – und wenn er mir zu bitter schmeckt, denke ich an die Kaffeepreise in Buenos Aires. Ich komme an keinem Imbissstand vorbei, ohne mir Choripán mitzunehmen. Ich esse zum Frühstück Superpanchos und abends vor dem Schlafengehen Dulce de leche pur. Und natürlich wird Argentinien 2014 Fußballweltmeister. Wer soll uns denn bitte besiegen? Aber das Tangotanzen werde ich nicht lernen. Es spielt doch auch kein Argentinier, den es nach Deutschland verschlagen hat, Blasmusik.

Augenblick, es gibt ja einen Blasmusik-Argentinier. Martin Huss lebt mit seiner Familie in einem winzigen Dorf in Mecklenburg und trägt einen Titel, der deutscher kaum sein könnte: Landesposaunenwart. Der Sohn eines Deutschen und einer Ungarin, die 1939 nach Argentinien auswanderten, ist verantwortlich für 1300 Kirchenmusiker. Wenn er die Posaunen dirigiert, trägt er gern einen Poncho.

Mecklenburg, im Nordosten Deutschlands gelegen, ist Santa Cruz minus Pinguine und die Kirchners: eher dünn besiedelt, von Leuten, die man verschlossen, stur oder bodenständig nennt. »Wenn die Welt untergeht, so ziehe ich nach Mecklenburg“, hat der Reichskanzler Otto von Bismarck (1815 bis 1898) einst gesagt, „denn dort geschieht alles 50 Jahre später.« Gestorben ist er dann aber in einem Dörfchen namens Friedrichsruh, ein paar Kilometer entfernt von der mecklenburgischen Grenze.

Vor sechseinhalb Jahren, im Sommer 2006, traf ich Martin Huss, um für die Zeitung eine Geschichte darüber zu schreiben, wie sich ein Argentinier in Mecklenburg auf das WM-Viertelfinale seiner Nationalmannschaft gegen Deutschland freut. Die meisten Menschen auf dieser Welt müssen erst ein bisschen auftauen, wenn jemand von der Presse kommt und Fragen stellt. Martin Huss, gehört zu den wenigen anderen. Und so erzählte er gleich von seiner Armeezeit mit Diego Armando Maradona. Argentiniens Goldjunge hatte natürlich Wichtigeres zu tun, er musste Fußball spielen und durfte sich drücken. Der Soldat Martin Huss sah den Kameraden Diego genau zweimal: am ersten und am letzten Tag ihrer Armeezeit. Trotzdem schimpfte er nicht auf die Privilegien der berühmten Nummer 10, er verstand das vollkommen. Hätte das Genie denn seine Zeit damit vergeuden sollen, mit dem Gewehr zu schießen oder zu marschieren?

Martin Huss war der erste und einzige Argentinier, der mir in Deutschland jemals begegnet ist.  Er plauderte über sein Land, erzählte vom Asado und stellte mit zwei Kaffeetassen, einem Zuckerstreuer und einer Kastanie Traumtore der Albiceleste nach. Nach zwei Stunden in seinem Garten hatte ich, der junge Journalist, einen vollen Notizblock und hätte drei Zeitungen füllen können. Und ich war verliebt in Argentinien.

Vielleicht überlege ich mir das mit dem Tangolernen noch einmal

(Diese Kolumne ist erstmalig im Argentinischen Tageblatt erschienen.)

Söhnlein Brillant (2)

von CHRISTOPH WESEMANN

Sohn (6)

  • klärt auf dem Weg zu seinem Schulfreund, bei dem er übernachten wird, letzte Details:

»Franco ist nicht Deutscher, Papa, der ist Argentinier. Und das bedeutet: Wir trinken ganz viel Cola.«

  • macht Zukunftspläne:

»Wenn ich später nicht bei Barcelona spiele, baue ich ein großes Legoland auf.«

»Gibt’s doch schon

»Aber nicht in Argentinien.«

  • liegt mit seinen kleinen Schwestern im Planschbecken auf der Terrasse und erkärt, warum er als einziger eine Badehose trägt:

»Ich will doch nicht, dass mich die boludos von gegenüber nackt sehen.«

Cristinas Sonnenbrille und Merkels Handtasche

von CHRISTOPH WESEMANN

Es ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil, im Land des weltbesten Fußballers zu leben. Mein sechseinhalbjähriger Sohn zum Beispiel kommt obenrum mit zwei Kleidungsstücken aus: Er trägt tagelang Leo Messis Nationaltrikot. Wenn das in die Wäsche muss, nimmt er Messis Barcelona-Trikot. Und wenn das schmutzig ist, dann – genau.

Es ist ein nicht zu unterschätzender Nachteil, in der Stadt zweier weltbekannter und tief verfeindeter Fußballvereine zu leben. Als wir vor einem halben Jahr von Berlin nach Buenos Aires gezogen sind, mussten mein Sohn und ich entscheiden: River oder Boca? Der Nobelklub aus dem Norden oder der Arbeiterklub aus dem Süden? Mein Sohn hat Boca gewählt, obwohl sein Vater wirklich kein Arbeiter ist. Ich weiß gar nicht mehr genau, was für die Bosteros sprach. Gegen die Gallinas sprach jedenfalls das Trikot mit dem roten Diagonalstreifen.

Seine Schulfreunde sind, so weit ich das überblicke, River-Fans – und deren Väter und Großväter natürlich auch. Er hält sich aber bislang tapfer. Nein, er hält dagegen. Ich bin da viel opportunistischer. Sobald ich mit einem River-Fan in Streit gerate und erkenne, dass ich mangels Sprache untergehen werde, bringe ich die argentinische Präsidentin ins Spiel. Der kleinste gemeinsame Nenner zwischen zwei Kontrahenten ist im Augenblick Cristina Fernández de Kirchner.

Für jemanden, der aus Deutschland kommt, ist diese Frau ein Rätsel. Uns Deutschen wäre ihre Art nicht zuzumuten. Zu laut. Zu giftig. Zu grell. Vielleicht will sie manchmal nur Macht demonstrieren, aber der Eindruck, der entsteht, ist eben auch: Die macht, was sie will. Und ein Staatsoberhaupt sollte das gerade nicht: tun, was es will.

Cristina mit Sonnenbrille

Als die Präsidentin neulich Venezuelas erkrankten Staatschef Hugo Chávez in Havanna besucht hat, behielt sie auch in geschlossenen Räumen ihre Sonnenbrille auf. Ich habe zweimal hingeschaut. Cristina, eine Sonnenbrille, keine Sonne weit und breit. In Deutschland würden Politiker, die so etwas tun, für arrogant, verrückt oder betrunken, wahrscheinlich aber für alles auf einmal, gehalten. Das Extravaganteste, das Journalisten an Angela Merkel in mehr als sieben Jahren als Bundeskanzlerin entdeckt haben, ist eine orangefarbene Handtasche, und selbst die kommt nur sehr dosiert zum Einsatz.

Aber vielleicht lerne ich auch, mich an diese extravagante Präsidentin zu gewöhnen, so wie ich ja vieles noch lerne. Manches habe ich auch schon gelernt: dass man Heiligabend in Buenos Aires ohne Strom feiern kann oder dass die Jungs, mit denen ich mittwochs im Parque Norte Fußball spiele, unbedingt mit besos zu begrüßen sind. Bei anderen Dingen hilft es, drei Kinder zu haben, die das Castellano nebenbei erlernen. Wenn ich mit ihnen in der Hauptstadt im Auto unterwegs bin und ein Schimpfwort brauche, weil ich irgendeinen Porteño zurück beleidigen will, wird mir von der Rückbank souffliert. Man kann ja nicht immer boludo rufen.

(Diese Kolumne ist erstmalig im Argentinischen Tageblatt erschienen.)

Wo der Urin verkauft wird: Unterwegs im Elendsviertel von Monte Grande

von CHRISTOPH WESEMANN

Am Ende, nach vier Stunden in Monte Grande, bleibt ein Satz, der vieles erklärt. Der erklärt, warum das Elend nicht weicht, sondern wächst, Jahr für Jahr um zweihundert Meter, obwohl es doch immer wieder von einigen verlassen wird. Der erklärt, warum Carlito und seine Freunde in die Kapelle Medalla Milagrosa de Monte Grande kommen, wo es eine Bibliothek gibt, mit Schulbüchern sogar, Fußbälle, eine Sporthalle, eine Spielzeugkiste und heute Schokoladenkuchen. Der erklärt, warum in Buenos Aires an jeder dritten Ecke ein Polizist steht – und man hier in vier Stunden nicht einen sieht.

»Der Staat existiert nicht.«

Den Satz, der vieles erklärt, sagt ein zwölf Jahre altes Mädchen.

Monte Grande 9

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Das Elendsviertel von Monte Grande ist eines, wie es viele gibt in Argentinien. Es gibt größere Villas Miserias in Gran Buenos Aires, der Hauptstadt mit ihrem Speckgürtel, in Gran Rosario (Provinz Santa Fe) und anderswo. Vielleicht leben hier, eine halbe Stunde entfernt vom Zentrum der Metropole, ein paar Tausend. Warum sollten sie gezählt werden? Wer sollte sie zählen? Der Staat? Hilfe wird in Argentinien vor allem in der Familie gesucht und danach bei Freunden. Doch was, wenn Familie und Freunde als Problemlöser ausfallen, weil sie selbst mehr Fragen als Antworten haben?

Es ist Ferienzeit. Carlito und seine Freunde machen in der Halle Frühsport. Sie werfen und fangen Bälle, es wird getobt und gelacht. Aber da sind auch die roten Plastikhütchen auf dem Betonboden, und da ist ein Mann mit Trillerpfeife. Hütchen und Trillerpfeife, man kennt’s von Jogi Löw, bedeuten immer auch: Unterricht in Taktik und Philosophie.

Eine Regel für Besuche im Elendsviertel lautet: niemals allein hineingehen, nie ohne eine lokale Autorität, die den Leuten signalisiert, dass der Fremde bitte nicht angefasst werden darf. Rein kommt man immer…

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Nicolás Falcone arbeitet in der Kapelle, dem einstöckigen Freizeit- und Bildungszentrum der katholischen Wohlfahrtsorganisation Cáritas. Er wird dafür sorgen, dass man auch wieder rauskommt.

Carlito laufen die Schweißperlen aus dem schwarzen Haar, als er den Raum betritt, der Büro, Bibliothek und Spielecke zugleich ist. Einer seiner Freunde liest im Biologiebuch. Auf dem Boden sitzt ein Sechsjähriger, legt Wörter aus Holzbuchstaben und baut dann Türme aus bunten Plastiksteinchen. Zum Warmwerden ein bisschen Fußball verbal. Carlito, wer ist dein Lieblingsspieler? Man kennt die Antwort schon: Natürlich, Leo Messi ist auch in Monte Grande ein Idol. Doch Carlito wählt Carlos Tévez, den Apachen. Der ist einer von ihnen: Kindheit im Schatten der Hochhäuser von Ejército de Los Andes im Großraum Buenos Aires, die Haut vernarbt von einem Unfall mit kochendem Wasser. Heute: Millionär. Und die Deutschen? Die zwei Spieler, die der 13-Jährige schätzt, sind wie überall in Argentinien Helden ohne Umlaut: Ozil und Muller.

Monte Grande

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Aufbruch. Vor der Schule Nummer 13 warten Kinder aufs Mittagessen. Noch ist das Gitter vor. Es geht vorbei an den typischen Villahütten, die über den Rohbau nicht hinausgekommen sind – von Weitem schon leuchten die unverputzten roten Steine. Es liegt Müll herum, aber es scheint eine gewisse Ordnung zu geben, und man versucht, gegen alle Unbill seine Würde zu verteidigen. Draußen wird gegraben und drinnen gewerkelt. Die vom Leben zerrupften Lumpengestalten, die durch Buenos Aires streuen – hier sind sie nicht. Wer an der Bushaltestelle steht, um in die Stadt Lomas de Zamora zu fahren, trägt, was die Herkunft versteckt. Keiner wäre draußen als Villa-Bewohner zu erkennen.

Ein paar Autos und viele Hunde sind unterwegs. Es gibt kleine Kioske mit Klingel an der Fensterscheibe. An der Straße, vor den Häusern, stehen Kanister. Urin. Literweise. Wird von Pharmaunternehmen fürs Labor gekauft. Wofür genau? Achselzucken.

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Reif wirken sie, Carlito und seine Freunde, sogar ein bisschen stolz. Niemand beklagt sein Leben. Zweieinhalb Stunden zeigen sie ihr zu Hause, ohne einmal zu murren, was vielleicht auch daran liegt, dass dieser Spaziergang heute aufregend ist. Fremde, Ausländer zumal, kommen sonst nicht hierher – und wenn doch, dann: um zu bleiben. Dieses Stück von Monte Grande ist Südamerika in Miniaturformat: Paraguayer und Peruaner, Bolivianer und Argentinier leben zusammen.

Armut wird in Argentinien über Generationen vererbt. Der Aufstieg ist schwierig – auch, weil die Unterschicht von einem stetigen Wirtschaftswachstum wie im vergangenen Jahrzehnt nach dem Fast-Bankrott von 2001/02 kaum etwas abkriegt. Im Elendsviertel von Monte Grande ist eine Familie mit vier, fünf Kindern eher Normalfall als Ausnahme – gewiss auch, weil der Nachwuchs mitunter die einzige Einnahmequelle ist. Der Staat macht nicht viel, aber Kindergeld zahlt er. Für jedes Kind gibt es umgerechnet 55 Euro. Spielzeug hat es trotzdem selten.

Manchmal arbeiten die Männer, als Fahrer, auf dem Bau oder als Cartonero, der Pappe und anderen Müll von der Straße sammelt und verkauft. Doch viele Väter haben sich, wenn sie nicht gestorben sind, irgendwann aus dem Staub gemacht, was durchaus wörtlich verstanden werden darf. Der Wind spielt mit dem Sand, und weil Straßen kaum asphaltiert oder gepflastert sind, gibt es viel davon. Zurück bleiben Mütter, alleinerziehend, fünf Kinder. Dass die Löhne steigen, bringt ihnen nichts.

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Im blauen Haus wohnt einer von Carlitos Freunden. Es riecht in diesem Teil der Straße ein bisschen nach verstopfter Kanalisation, wobei eine Kanalisation ja nur verstopfen kann, wenn es sie gibt. Die Oma hat gegenüber ihr Häuschen, an das der große Bruder für seine junge Familie angebaut hat. Er hat Arbeit. Deshalb sticht sein Anbau auch heraus und lässt Omas Hütte noch ärmlicher aussehen. »Aaabueeelaaaa!«, ruft eines der Mädchen. Oma öffnet das Tor, freut sich über den Besuch, sie verschenkt jedenfalls ein Lächeln. Die Armut hat sich bis in den Mund geschlichen. Es fehlen Zähne, viele Zähne.

An der Stubenwand hängen Familienfotos und eine Urkunde der Peronistischen Partei, die in Wahrheit eine Bewegung von links bis rechts ist, Argentinien seit Ewigkeiten beherrscht und selbst eine Orthodoxe wie die Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner erträgt. Die Urkunde bescheinigt dem Opa, ein militanter Peronist, nun ja, gewesen zu sein. Er lebt nicht mehr. Militanz ist für Peronisten eine Art Großes Verdienstkreuz, die Anerkennung für Treue und – mitunter körperliche – Hingabe. Politik wurde und wird in Argentinien immer auch auf der Straße gemacht.

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Die Diözese Lomas de Zamora der Cáritas hat einen Plan de Inclusión Educativa entwickelt. Bildung solle armen Schichten den sozialen Aufstieg und Teilhabe ermöglichen, erzählt Nicolás Falcone. »Davon hängt alles ab. Ohne Bildung keine Zukunft.« Der Plan umfasst allerlei: wirtschaftliche Hilfe, eine gemeinsame Mittagpause mit gesundem Essen, das Angebot, die Räume zum Lernen, Spielen und Reden zu nutzen, Nachhilfe, Hochschulstipendien. Im vergangenen Jahr habe man die Erwachsenen im Viertel eingeladen, Schreiben und Lesen zu lernen. »Wir waren überrascht, wie viele nicht mehr als ein paar Buchstaben kritzeln konnten«, sagt Falcone. »Sie hatten es nie gelernt. Vielleicht hatten sie gar keine Chance.«

Argentinien ist zwar stolz auf seine Alphabetisierungsrate von mehr als 97 Prozent, die höchste des Kontinents, und auf seine kostenlosen Schulen und Universitäten. Nur: Wer es sich leisten kann, schickt die Kinder auf private Schulen und Hochschulen. Und die geringe Zahl von Analphabeten verdeckt, dass viele Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen und deshalb auch keine Arbeit finden, die sie für zumutbar halten. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei mehr als 20 Prozent – in Deutschland sind es acht. Vielen bleibt die Straße, die schnelles Geld verspricht und nicht nach einem Zeugnis fragt. Wie in allen Villas Miserias, wird auch in Monte Grande, wenn das Licht ausgeht, gedealt. Und es gibt die Süchtigen, die nach einem halben Jahr auf der Armutsdroge Paco nur noch Zombies sind.

Monte Grande 4

Doch selbst wenn zwei von fünf Kindern in jeder Großfamilie einen Abschluss machen und das Elend verlassen, was ein großer Erfolg wäre – es blieben immer noch drei, die es nicht schaffen. Nicolás Falcone nickt. Er weiß das alles, er ist kein Träumer. Er sieht auch, dass jedes Jahr Hütten hinzukommen – zweihundert Meter neue Armut. »Manche Kinder haben fünf Klassenlehrer in einem Schuljahr«, sagt er und schüttelt den Kopf. »Die Lehrer bei uns kommen und gehen.«

Trotzdem soll das Haus hinter der Kapelle Medalla Milagrosa de Monte Grande einen zweiten Stock bekommen. Die Grundmauern aus leuchtend roten Steinen stehen ja schon. Im Augenblick fehlt: Geld fürs Dach.

Carlito verabschiedet sich genauso, wie er den Fremden vor vier Stunden begrüßt hat, wie man’s macht in Argentinien, egal, wo man zu Hause ist: mit einem Kuss auf die Wange.

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Cáritas Lomas Zamora

Plan de Inclusión Educativa

Facebook: Emaus Lomas de Zamora

 

¡Qué interesante! (1)

von CHRISTOPH WESEMANN

Mit drei Kindern zwei Tage und zwei Nächte allein. Das Bad überschwemmt; bei Facebook alles beschmiert. Ah, nur schlecht geträumt. In Wirklichkeit: Die Kleine fiebert. Die Mittlere erbricht sich vorm Schlafengehen. Der Große kriegt den Mittelfinger kaum noch runter.

Im Kindergarten freuen sich die Erzieherinnen mit mir, dass ich zum vierten Mal Vater werde. Ich kollabiere augenblicklich. Die Mittlere hat erzählt, dass sie ein Schwesterchen bekomme. Mit einem Anruf bei der angeblich Schwangeren kann ich sie der Lüge überführen.

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Gute Nachrichten aus Hamburg: Sohn I von Herrn Buddenbohm wird bald Schüler I, was schaurig-schöne Texte aus dem Klassenraum verspricht. Herr Buddenbohm macht sich schon mal Gedanken, landet wie alle großen Väter irgendwann bei sich selbst und katalogisiert die Lehrer seiner Schulzeit in den Siebzigern: Altnazi, 68er, Exot.

Dann biegt noch der Großschriftsteller Thomas Mann um die Ecke, dessen Hanno Buddenbrock den gleichen Schulweg geht, den Herr Buddenbohm immer gegangen ist. Oder umgekehrt. Egal. Lesen!

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Meine Thomas-Mann-Lieblingsanekdote habe ich neulich im Buch 1913 von Florian Illies gefunden.  Der berühmte Dichter steht immer um 8 Uhr auf. Er braucht keinen Wecker und muss auch nicht geweckt werden. Er erwacht immer um acht. Ein einziges Mal wird er schon um halb acht wach – und bleibt, völlig verstört, noch eine halbe Stunde im Bett liegen.

Einer der Literaturdozenten in meiner Studienzeit konnte sich immer furchtbar aufregen über Thomas Mann. Ein Langweiler sei das gewesen, ein stocksteifer Spießbürger und politisch Blinder. »Sein Bruder Heinrich ist doch viel interessanter. Hat das mit Hitler auch viel schneller begriffen.«

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Herr T., mein Reisebegleiter nach Chile, liegt mir seit Wochen in den Ohren, dass er mal wieder zum Asado vorbeikommen will. Ich weiß jetzt, warum. Er schreibt:

Ich gehe oft mit Hunger ins Bett. Ich habe nämlich fast nie etwas im Kühlschrank, außer Wasser. Ich könnte einkaufen gehen, aber ich tue es nicht. Es ist weitaus schlimmer, als etwas hungrig ins Bett zu gehen. Einkaufen in Argentinien ist anstrengend.

Sag bloß.

Dann leistet er sich eine fiese Nummer. Fantasiert erst irre: «Für jede überarbeitete Kassiererin in Deutschland wären 2 Wochen Buenos Aires Schichtdienst wie Sommerurlaub.«  Ich finde ja, man sollte immer sachlich bleiben. Dann bemüht Herr T. auch noch mich als Zeugen:

Auch mein Reisegefährte CW erkennt als »Deutschlatiner« das Problem:  »Ich sehe die Gefahr, dass ich meine Einkäufe bald stehle – und die Kinder würden mich nicht mal vermissen: Papa wäre aus dem Gefängnis schneller zurück als aus dem Supermarkt.«

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Wiederentdeckt habe ich gerade einen Text, der bald drei Jahre alt wird. Es ist ein Jammer, dass mein Freund Axel so selten schreibt, seit er so laut singt.  Im April 2010 hat er herrlich übers Bloggen sinniert.

Da berichtet dann Herr Glumm von seiner Drogensucht während seiner früheren und späteren Jugend und Herr Meyer, alias Don Alphonso, der uns einen Blick in seine Jugend vom gleichen Zeitabschnitt aus Sicht der Upper-Class gewährt, kommentiert trocken unter einem Beitrag seines FAZ-Blogs Stützen der Gesellschaft: Drogensucht hatten wir einfach nicht, das war in Bayern nicht möglich.

So etwas will ich lesen. Ein Leben ohne Rauschgiftsucht und ohne High Society habe ich selbst. Aber ich will wissen, wie es ist. Andere wollen das nicht, aber sie wollen wissen, wie man einen Garten bestellt oder Kinder erzieht, einen Kuchen bäckt oder richtig glaubt. Die lesen dann Mutti- oder Katholenblogs. So einfach ist das und so sollten Blogs auch draußen ankommen.

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Der Sportjournalist  Jonathan Sachse hat ein wirklich sehr altes Video, nun ja, entdeckt. Ich habe dieses wirklich sehr alte Video bei Jonathan Sachse, nun ja, entdeckt. Bei Facebook habe ich es schon angepriesen, aber dort ist ja nun alles verschmiert weil einer der Durchgeknallten Argentinier ist, zeige ich es hier noch mal.

Männer als Marktfrauen

von CHRISTOPH WESEMANN

Heute Morgen habe ich geschaut, was der Obsthändler meines Vertrauens an meiner gefräßigen Familie verdient. Er beschafft seine Ware nämlich auf dem Mercado Central, dem Riesenmarkt vor den Toren der argentinischen Hauptstadt, und berechnet dafür ordentlich etwas, wie ich jetzt weiß.

Ja, es sind auch ein paar wilde Typen unterwegs, und man sollte keine ganz empfindliche Nase haben, dafür aber einen guten Orientierungssinn. Aber verglichen mit dem Riesenmarkt Priwos, den ich einst in Odessa gern besucht habe, ist der Mercado Central geordnet und ruhig, was wohl auch daran liegt, dass hier keine Kittelfrauen im Babuschka-Alter keifen. Der Handel mit Obst und Gemüse ist Männersache.

Mercado Central

 

Meine Tochter seine Kolumne

von CHRISTOPH WESEMANN

Wenn meine Tochter diese Kolumne geschreibt hätte, was sie mit ihren dreieinhalb Jahren noch nicht kann, heißte der erste Satz bestimmt so. Natürlich frage ich mich, warum sie Verben falsch beugt, mir und mich verwechselt und bei allen vier Fällen patzt. Wäre ihr Spanisch miserabel, könnte ich die Schuld auf mich nehmen. Ihr Spanisch ist aber sehr gut. Und schon in Berlin klang ihr Deutsch ja, als würde sie zu oft mit den harten Jungs abhängen. Dabei war sie nur im russischen Kindergarten.

Es könnte sein, dass wir zu chaotisch gelebt haben. Meine Tochter war als Embryo vor allem in der Ukraine unterwegs. Geboren ist sie in Deutschland, aber drei Wochen nach der Geburt waren wir schon wieder in Odessa. Als sie acht Wochen alt war, ist sie mit uns im Nachtzug 14 Stunden lang auf die Krim gefahren. Kein Ukrainer hat das verstehen können.

Weil ihre Eltern berufstätig waren, hat sie in den ersten fünf Lebensmonaten die Dienstage, Mittwoche und Donnerstage mit Oksana verbracht. Oksana war ihre Tagesmutter und sprach gar kein Deutsch. Dann sind wir nach Berlin umgezogen, und weil in den Kindergärten der Weststadt das Mindestaufnahmealter ein Jahr ist, landete sie wieder bei einer Tagesmutter. Diese Tagesmutter war als junges Mädchen in den siebziger Jahren aus Valencia nach Berlin gekommen und sprach auch nicht sonderlich gut Deutsch. Sie berlinerte, wa.

Dass das negativen Einfluss auf ihre Sprachentwicklung gehabt hat, kann ich ausschließen, weil meine Tochter kaum Zeit mit ihrer Tagesmutter verbrachte. Meist saß sie nämlich auf dem Schoß der Tagesmuttermutter, die logischerweise auch in den siebziger Jahren, aber schon nicht mehr als junges Mädchen aus Valencia nach Berlin gekommen war. Sie sprach Spanisch – jedenfalls mit Spaniern. Mit allen anderen redete sie in einer schwer verständlichen Fantasiesprache, die vor allem aus Babylauten bestand.

Diese Frau, heute 73, hat nie richtig Deutsch gelernt, aber sie vergötterte meine Tochter und weinte hemmungslos, als wir einen Platz im russischen Kindergarten gefunden hatten. Dort verbrachte meine Tochter zwei Jahre. Sie lernte Russisch. Dann kam Buenos Aires.

Jetzt beginnt ihr Tag damit, dass sie sich auf dem iPad eine zu knapp bekleidete Russin anguckt, die sich als Sprachlehrerin ausgibt und die kyrillischen Buchstaben vorstellt. Wenn ich nach zehn Minuten (und noch schnell das russische Fahrgestell inspizierend) einschreite, motzt sie zunächst auf Spanisch und dann, damit ich’s auch verstehe, auf Deutsch.
»Oh Mann, Papa! Du hast mich gestern versprecht, dass ich ganz lange gucken darf.«
»Papa versprecht hier gar nix, damit das mal klar ist.«
»Das sag ich meine Mama. Dann schimpft sie dich.«

Dann bringe ich sie in den Kindergarten, wo ausschließlich Spanisch gesprochen wird – oder eben das, was Argentinier daraus machen. Meine Tochter hatte zunächst eine Liaison mit Juani, der ihre Leidenschaft für Karate teilt; Väter tun sich ja angeblich schwer, den ersten Freund zu akzeptieren. Ich aber mochte Juani sehr und war sogar ein bisschen traurig, als meine Tochter dann was mit Vicente angefangen hat. Juani ist freilich selbst schuld, und ich hab ihm das auch gesagt: Er kommt immer erst gegen zwölf in den Kindergarten – tja, vormittags hatte Vicente freie Bahn. Seine Neue sagt dazu übrigens: »Ich hab mich mit ihn heute gut gehaut. Juani hat mich manchmal auch gebeißt. Das willte ich nicht mehr.«

Meine Tochter und ich haben wohl noch Mühe, unsere Rolle in Argentinien zu finden. Bei mir ist absehbar, dass ich sie nie finden werde, weil mir Brusthaare fehlen. Ich meine das durchaus auch im übertragenen Sinne: Mit welcher Verachtung mich die Bauarbeiter von gegenüber anschauen, wenn ich auf der Terrasse die Wäsche aufhänge!

Meine Tochter wiederum kann mit Puppen nicht so viel anfangen. Sie hat vier, alle namenlos. Ab und an legt sie einer eine Windel um, vergisst aber das Wechseln, weil sie längst mit ihrem Bruder Fußball spielt oder ihm beim Legobauen die Steine reicht. Sie trägt auch keinen Ohrschmuck, was hier ein Problem ist. Argentinischen Mädchen werden nämlich, kaum, dass sie den Kreißsaal verlassen haben, die Ohrläppchen durchstochen und mit meist erbsengroßem Gold gefüllt. Am Anfang habe ich gedacht, man mache das, weil nach dem Geburtsstress das Lochen nicht als Schmerz empfinden wird. Nach allem, was ich jetzt weiß, ist es so, dass die Babys doch eher nicht so gelassen reagieren.

Ihr mieses Deutsch macht mir wirklich Sorgen. Frank Schweizer, ein Philosoph und Autor von Fantasyromanen, schreibt in seinem Buch Seltsame Sprache(n): Oder wie man am Amazonas bis drei zählt:

Eine Untersuchung hat gezeigt, dass im Alltag 250 bis 500 Wörter ausreichen, damit sich ein normaler Mensch über alles unterhalten kann.

Das hat mich zunächst ein bisschen beruhigt. Dann aber habe ich im Auto festgestellt, dass sich die Grammatikschwäche ausbreitet und auch andere, bislang intakte Bereiche der Sprache befällt. Es ist wie ein Geschwür.
»Papa, können wir die CD hören?«
»Klar.«
»Das dreihe ist mein Lieblingslied.«
»Das Dritte, Schatz.«
»Nee, Papa, drei!«
»Dritte gleich drei.«
»Okay.«
»Ja?«
»Hab ich verstanden, Papa.«
»Toll. Wo ist denn die CD, Mäuschen?«
»Gestern liegte sie noch auf dem Sitz.«
»Jetzt aber nicht.«

Und dann sagt sie ihren Lieblingssatz:  »Wenn nicht, dann nicht.«

Ach, was soll’s, sie ist ein wunderbares Mädchen. Sie zickt niemals rum, nicht mal bei Pedro. Pedro arbeitet in dem Kinderfrisörladen bei uns im Viertel und hat Arme, Beine und vermutlich noch andere Stellen seines Körpers tätowiert: Schlangen, Totenköpfe, Drachen, Feuer, Diego Maradona, das ganze Programm. Ich hätte mir mit dreieinhalb Jahren von so einem nicht die Haare schneiden lassen. Aber ich wurde ja auch, damals in den Achtzigern, von meiner Oma dauernd vor »Punkern« gewarnt. Ich hatte absolutes Punkeranguckverbot. Das muss man sich vorstellen: Da steht ein Kerl mit rot-grünem Hahnenkamm und Nasenring neben einem Fünfjährigen mit DDR-Kinderstandardrundschnitt an der Ampel, und Oma zischt: »Nicht hingucken!«

Meine Tochter ist viel weiter als ich damals, so weltoffen und furchtlos, wie ich es nie sein werde. Vor meinem ersten Flug zum Beispiel war ich schon älter als sie bei ihrer Luftpremiere und wahnsinnig aufgeregt. Die Stewardess hat mir helfen müssen, den Anschnallgurt zu schließen. Ich hatte eine Handvoll Bonbons gegen den Ohrendruck dabei.

Ich war 26 und flog von Berlin nach Wien.

Das Schlangenphänomen

von CHRISTOPH WESEMANN

Der Argentinier liebt das Schlangestehen. Je länger die Schlange ist, um so eher gesellt er sich dazu. »Wenn wir auf der Straße eine Schlange sehen, nähern wir uns mit dem unbewussten Wunsch, uns einzureihen«, schrieb neulich ein Ex-Wirtschaftsminister in der Zeitung. Vielleicht erklärt das auch, warum Buenos Aires weltweit die Stadt mit der höchsten Dichte an Psychologen und Psychiatern ist. Jeder Fünfte geht regelmäßig zum Seelendoktor.

Die häufigste Schlangenart ist die im Supermarkt. Es empfiehlt sich, Verpflegung und Wechselwäsche einzupacken. Der Kunde zahlt selten bar und zeigt deshalb allerhand Karten vor, Personalausweis inklusive. Da das Laufband kaum länger ist als eine deutsche Kreuzotter, wird aufgetürmt, während die Kassiererin gemütlich scannt und einpackt. Ich sehe die Gefahr, dass ich meine Einkäufe bald stehle – und die Kinder würden mich nicht mal vermissen: Papa wäre aus dem Gefängnis schneller zurück als aus dem Supermarkt.

Leben in Buenos Aires bedeutet: warten. Warten auf einen der 150 000 Busse, die durch die 13-Millionen-Metropole fahren. Warten auf die Subte, die erste U-Bahn Südamerikas (1913), eine stets überfüllte Sauna auf Gleisen. Einmal fuhr sie wegen eines Streiks zehn Tage gar nicht. Die Porteños, die Bürger der Hauptstadt, warteten auf den Bus, der sich anschlich, aber nicht anhielt, weil er längst vollgestopft war. Danach warteten sie auf ein Taxi. Irgendwann stiegen sie auf ein Transportmittel um, das ihnen niemand streitig machen konnte: Sie gingen auf eigenen Beinen heim.

Wo der Porteño nicht aufgehalten wird, hält er sich selbst auf. Er befragt Fremde, bis die zugeben, in der tollsten Stadt der Welt zu leben, er geht sowieso keinem Geplauder aus dem Weg. Aber eigentlich hat er keine Zeit. Erstaunlich, dass die Seelendoktoren in dieser Stadt nur jeden Fünften kriegen.

(Diese Kolumne ist erstmalig in der Schweriner Volkszeitung erschienen.)

Epilog: Nie wieder nicht

von CHRISTOPH WESEMANN

Hätten am letzten Abend, als wir am Strand von Valparaísos Nachbarort Viña del Mar den Sonnenuntergang erwarteten, nicht diese drei chilenischen Jungs versucht, uns zu beklauen, wäre Herr T. wahrscheinlich noch viel genervter von mir gewesen.  Aber so war ich nur auf Platz vier. Herr T. ärgerte sich weniger über die Absicht des Trios, uns ein paar Sachen abzunehmen, sobald wir ins Wasser gegangen wären. Wütend machte ihn vor allem, dass die Bande von Kleinganoven – keiner älter als 14! – hinter unserem Rücken vor anderen Badegästen damit geprahlt hatte, uns auszurauben. Dass sie sich ihrer Sache so sicher war. Dass sie keinen Respekt vor uns hatte. Dass sie uns für so dämlich hielt.

Viña del mar

Ach Chile! Ich wurde ja als Argentinier gelegentlich diskrimiert. Einmal verstand mich die Frau am Metroschalter absichtlich nicht, so dass der urdeutsche Herr T. unsere Fahrkarten nach Viña del Mar kaufen musste. Dort angekommen, war es mir unmöglich, den Bahnhof zu verlassen. Wieder und wieder führte ich meine Metro-Chipkarte am Ausgangsdrehkreuz ein, um den Fahrpreis abbuchen zu lassen und gehen zu dürfen. Nichts geschah. Hinter mir ein Stau von neunmalklugen Chilenen: »Need money!« Längst auf der Treppe, schon beschienen von der Sonne, der grinsende Deutsche. Pure Schikane eines Argentiniers, gespeist offenbar aus einem chilenischen Minderwertigkeitskomplex. Irgendwann handelte ich mich am Schalter frei und durfte außen ums Drehkreuz herum.

Vorgeschichte und erster Teil: Exil in Chile

Zweiter Teil: Drei Erdbeben, zwei Deutsche und ein René in Chile

Dritter Teil: Die Vermessung des Paradiestals

◊◊◊◊◊

(Der dritte Mann) Und, meine Herren, verreist ihr noch mal gemeinsam?

(cw) Mit dem?

(Herr T.) Nie wieder!

(Der dritte Mann) Paraguay?

(Herr T.) Wann?

(Der dritte Mann) Vielleicht im Februar.

(cw) War ich noch nie, in Paraguay.

(Herr T.) Ich auch nicht.


Argentinische Helden

Diego Maradona, gezeichnet von Danü (c)

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Musik: Somos de acá

Steckbrief

Wir sind schnell.
Wir sind Wortmetze. Wir haben einen profunden geistes-
wissenschaftlichen Hintergrund. Wir sind böse, sexy und klug. Wir können saufen wie die Kutscher, haben Kant gelesen und nicht verstanden, aber das merkt keiner, und schlafen nie.


2012 von Christoph Wesemann in Buenos Aires gegründet. Derzeit im Exil. (Berlin)