Posts Tagged ‘Buenos Aires’

Mein Sohn und der Kussismus

von CHRISTOPH WESEMANN

Heute ist hier »Der Tag des Lehrers«. Und was wünscht der sich? Schulfrei. Kriegt er. Und eine Kolumne. Beim Schreiben wie damals getrödelt und zu spät fertig geworden »Der Tag des Lehrers« war am Dienstag.

Ich sollte die Klassenlehrerin meines Sohnes nicht »die Maus« nennen. Ich weiß das. Vor allem sollte ich sie nicht vor meinem Sohn »die Maus« nennen. Auch das weiß ich. Es rutscht mir aber hin und wieder raus. »Na, ist die Maus wieder gesund?«

In Berlin ist es einfacher gewesen. Die Klassenlehrerin hieß Frau Hartmann, war viel älter als ich, und einen Vornamen hatte sie nicht. Jetzt heißt die Klassenlehrerin Isabella, ist viel jünger als ich, und einen Nachnamen hat sie nicht.

Natürlich küsse ich sie auch.

Wenn mein Sohn von der Schule erzählt, erzählt er von Marce, Laura und Flo. Am Anfang habe ich das für Promiskuitätchen eines Sechsjährigen gehalten. Dann stellte sich heraus: Marce, Laura und Flo sind auch Lehrerinnen. Ich duze mich mit allen, und ich habe sie alle schon geküsst.

Der Kuss auf die Wange, un beso, ist der Handschlag der Argentinier. Geküsst wird, sobald ein Hauch Vertraulichkeit besteht – Frauen tun es mit Männern, Frauen tun es mit Frauen, Männer tun es mit Männern. Wenn die Fußballer der Boca Juniors gerade mit viel Aufwand und wenig Glanz ein Spiel gewonnen haben, beglückwünschen sie sich gegenseitig mit Schmatzer. Und im Supermarkt kann eine Riesenschlange sein – sobald ein Kollege vorbeihuscht, steht die Kassiererin auf, geht drei Schritte und holt sich ein Küsschen ab. Und kein Kunde kritisiert das.

Mein Sohn lernt schnell, er findet sich in Buenos Aires mittlerweile wunderbar zurecht, ich weiß nicht, woran er sich orientiert, aber er tut es. Für mich sieht die Hauptstadt überall gleich aus: viele enge und sehr lange Einbahnstraßen nacheinander, dann eine breite Avenida, wieder viele enge und lange Einbahnstraßen nacheinander, dann wieder eine breite Avenida. Ich verfahre mich sogar mit Navigationsgerät. Immerhin habe ich die Stimme, die mir alles vorsagt, nach drei Wochen am Steuer ein bisschen leiser gestellt.

Im Küssen aber bin ich meinem Sohn deutlich überlegen. In Berlin hatte ihn Frau Hartmann zum Abschied nicht mal umarmen dürfen, und Frau Hartmann war auch deshalb eine wunderbare Lehrerin, weil sie das verstand. Auch nach zwei Monaten in Buenos Aires leistet er noch Widerstand, wenn Isabella küssen will. Wäre er hier in den Kindergarten gegangen, wäre das wahrscheinlich anders. Dort wird der Widerstand gebrochen. Wenn ich meine Töchter abgebe, werden sie – wie alle Kinder – als »meine Liebe«, »oh Schönheit« oder »Wunderhübsche« begrüßt. Die Dreijährige ist längst Profi und tritt, weil sie weiß, was kommt, und es die Sache beschleunigt, der Erzieherin gleich mit nach oben gerecktem Mund entgegen. Dann holt sie sich ihren beso ab.

Mein Sohn findet sich wahrscheinlich auch deshalb besser zurecht in der Stadt, weil er ist, was ich als Kleinstadtjunge nie war: Schulbuskind. Um 7.15 Uhr klingelt es an der Tür, woraufhin ich zur Sprechanlage mit Videoübertragung taumele, die hier »portero electrico« heißt. (Der nichtelektrische Pförtner heißt Luis und schläft zu dieser Zeit natürlich noch.)

»Wir sind schon fast fertig, Daniel Martín«, rufe ich, lege auf und sehe, dass mein Sohn noch die Schlaf- statt der Schuluniform trägt. Eine Schuluniform ist eine tolle Sache, weil die Kleiderwahl am Morgen entfällt. Aber wenn sich der Trainingsanzug mit dem aufgestickten Schulemblem in der Wohnung versteckt, hätte man doch gern die Wahl, irgendein Kleidungsstück aus dem Schrank zu zerren. Und dienstags, mittwochs und donnerstags, wenn kein Sport auf dem Stundenplan steht, gehört zur Uniform noch eine Art Arztkittel, der »guardapolvo blanco« heißt, also »weißer Staubfänger«.

Dann steigt mein Sohn mit Freude in den orange-weißen Schulbus. Er ist immer das zweite Kind, das abgeholt wird. Die Fahrt zur Schule dauert 45 Minuten. Den Rückweg nachmittags schafft Daniel Martín manchmal in knapp unter einer Stunde.

Ich würde meinen Sohn öfter abholen, damit er früher zu Hause ist. Ich brauche aber schon zur Schule, obwohl ich keine zehn Kinder einladen muss, länger als Daniel Martín. Es gibt so viele Staus, das Dauergequatsche im Radio fördert auch nicht meine Konzentration, und wenn ich Schleichwege nehme, drehe ich kurz vor Montevideo, Uruguay, um und höre wieder auf die Stimme der Navigation.

Ganz am Anfang hatte ich ein anderes Bild von den schulbusfahrenden Porteños. Die ersten Tage habe ich meinen Sohn von der Schule abgeholt. Mit mir warteten ein paar Männer auf das Ende des Unterrichts. Und sie erzählten sich Witze, die eindeutig gegen das Reinheitsgebot verstießen. Welche bedauernswerten Kinder, dachte ich, haben solche Väter? Waren aber gar keine Väter. Waren die Busfahrer.

Mittlerweile weiß ich, dass sie zu den zuverlässigsten Kräften im Land gehören und die Eignungstests sehr streng sind. Um zu begreifen, was Männer wie Daniel Martín leisten, muss man nur einmal eine Stunde in einem argentinischen Café mit Spielecke verbracht haben. In Deutschland hinge an der Eingangstür das blaue Schild mit den weißen Ohrenschützern. Daniel Martín verteilt Bonbons, wenn’s ihm mit dem Durcheinandergequassel in seinem Bus zu bunt wird. Dann halten alle für eine Weile die Klappe. Ich wünschte, das ginge mit den Radioleuten auch.

Ich mag die Art der Porteños. Es geht lockerer und weniger förmlich zu als in Deutschland. Niemand siezt mich, und ich duze mittlerweile auch Polizisten, wenn ich irgendwo im Halteverbot stehe und verschwinden soll. Eigentlich sieze ich nur noch die Señoras, die mich manchmal nach dem Postamt fragen und die ich ein paar Tage später unterwegs nach Montevideo wiedersehe.

Ich mag es, dass sich die Leute Zeit für Zärtlichkeiten nehmen, obwohl doch so oft irgendwas drängt, ich sehe die Freude, mit der sie Kindern begegnen und ihnen an der Ampel über den Kopf streicheln. Sie geben ihnen das Gefühl, das Kostbarste auf der Welt zu sein.

Da ist die Oma, die meinen Sohn an die Hand nimmt und mit ihm in die Bäckerei geht, um drei »medialunas« zu kaufen, weil er Hunger hat und diese argentinischen Croissants natürlich längst liebt. Da ist der Kinderarzt Santiago, den mein Sohn Santi nennen darf. Er untersucht den Hustenden, er horcht und horcht und horcht, eine Ewigkeit lang. Und Santiago entdeckt, was deutsche Kinderärzte schon zweimal nicht entdeckt haben: eine Lungenentzündung.

Ich habe meinen Sohn an die heißen Nachmittage in der Berliner U-Bahn erinnert, als niemand aufstand, um einem erschöpften Erstklässler  einen Platz anzubieten. Hier wäre so etwas undenkbar.

In seinem Hausaufgabenheft stehen an jedem Freitag Sätze wie diese: »Du bist ein wundervoller Junge. Ich liebe dich. Bis Montag. Deine Isabella.« Frau Hartmann hat gestempelt, oft eine Sonne, manchmal eine Wolke, und am Montag schrieb sie ins Hausaufgabenheft: »Prima!« Meistens. Am Anfang. Zum Schluss selten.

Ich habe das »Prima!« die ersten zwei Monate auf meinen Sohn bezogen und ihn für ein Genie gehalten, dann aber gemerkt, dass ich gemeint bin: weil ich das Datum in seinem Hausaufgabenheft eingetragen hatte. Oder später eben auch nicht mehr. Wenn Frau Hartmann nicht »Prima!« schrieb, schrieb sie: »Datum!«

Isabella malt die Sonne selbst.

Die andere Seite der argentinischen Kinderliebe ist, dass Eltern einiges abverlangt wird. Ich kriege fast jeden Tag Hausaufgaben: Mal soll ich etwa basteln, dann ein Bild malen, mal auch nur ein Foto mitbringen. Neulich musste ich mir für das Kindergartengruppenbuch eine Geschichte ausdenken. Ich habe mich sehr angestrengt. Weil die Erzieherin sehr hübsch ist, sollte es eine gute Geschichte werden. Und weil die Erzieherin sehr hübsch ist, wurde es eine schlechte Geschichte. Die Erzieherin sieht das freundlicherweise bis heute anders.

All das habe ich meinem Sohn erzählt, um ihm zu erklären, dass es in seiner neuen Heimat anders zugeht.
»Jaja, weiß ich doch alles«, hat er gesagt. »Aber als du so alt warst wie ich, wolltest du von deiner Lehrerin geküsst werden?«
»Natürlich nicht.«
»Siehst du, Papa.«
Ich dachte an »die Maus« und schrie: »Aber meine Lehrerin sah auch anders aus.«

 

Mein Sohn-Kolumnen aus alten Zeiten:

Mein Sohn und der Datschaismus

Mein Sohn und der Willismus

Mein Sohn, der Gausbub

Mein Sohn und der Sandalismus

Mein Sohn und der Miauismus

Mein Sohn und der Kapitalismus

Auf Jobsuche

von CHRISTOPH WESEMANN

Ich überlege ja noch, welche Arbeit für mich in Buenos Aires infrage kommt. Taxifahrer? Nun, ich weiß nicht viel mehr, als dass »der Taxifahrer« auf Spanisch »la el taxista« heißt und durchaus sehr gebildet ist. Er kann zum Beispiel mühelos erklären, warum er zwar Peronist ist und Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner trotzdem nicht leiden kann, obwohl die auch aus dem Peronismus kommt.

Und sie sehen doch recht hübsch aus, die gelb-schwarzen Autos. Einerseits.

Ich weiß andererseits nicht, ob meine Nerven stabil genug wären für eine Taxifahrerkarriere. Es ist ja nicht nur oft ein bisschen viel Verkehr, wie hier in der Avenida Corrientes (Ecke Uruguay) – der Porteño ist am Steuer überdies auch selten spurtreu.

Dann vielleicht Hundesitter? Jeden Morgen warten an den immerselben Ecken angebundene Hunde auf jemanden, der sie ausführt.

Man findet als Hundesitter offenbar auch sehr schnell Freunde.

Aber dieser Job muss warten, weil ich im Augenblick mit meinem Spanisch noch keinen Streit zwischen Pudel und Bulldogge schlichten könnte. Und dass mancher Hund ein Problem hat und gern mal Ärger macht, kann er auch schlecht verheimlichen.

 

Manuel und der Detektiv

von CHRISTOPH WESEMANN

Ich kenne mich, und ein Mensch, der mir sehr nahesteht, behauptet sogar, das täte ich überaus gern. Ich kann ausschließen, dass ich eines Tages im Bad mein Spiegelbild anschreien werde. Ja, vielleicht schreie ich dann auf der Straße Wildfremde an, einfach so, das wiederum schließe ich nicht aus. Um ehrlich zu sein: Ich gehe davon aus, dass das hin und wieder passiert, so ein-, zweimal pro Woche. Seit heute Morgen weiß ich, dass ich ein bisschen auf mich achtgeben muss.

Gestern war noch alles in Ordnung.

Ich hatte im Supermarkt neben dem Kindergarten ein Baguette gekauft, so ein Ding, das sich der Nichtfranzose in die Achselhöhle des Franzosen denkt. Dann ließ ich mir von Fernanda, der Erzieherin, die Kinder aushändigen, zählte auf der Straße nach, kam auf drei und war zufrieden. Das Baguette klemmte ich am Dach des Kinderwagens fest. Der hatte nun ein bisschen Überbreite, aber mit drei Kindern hat die ja jeder Spaziergang.

Ich wollte nach Hause gehen. Die Kinder wollten das auch, im Prinzip, also nicht gleich, lieber in zwei Stunden und unbedingt erst nach einem Ausflug auf den Spielplatz. Vielleicht bin ich auf der ganzen Welt der einzige Vater, der nicht gern Spielplätze besucht. Vielleicht liegt es daran, dass meiner Tochter immer eine halbe Sahara in den Nacken gekippt wird und ich meinen Sohn überreden muss, sich dafür zu entschuldigen. Und eine große Gemeinheit, zu der Kinder fähig sind, ist die, dass sie zwar überall allein hinaufkommen, aber nicht wieder hinunter, weshalb mir ständig irgendein rostiges Klettergerüst beweist, dass ich alt und ängstlich und schwach geworden bin. Wir verhandelten mehrere Minuten und einigten uns auf: erst ein Eis, dann eine Limonade und dann nur eineinhalb Stunden Spielplatz. Ich habe schon schlechter verhandelt.

Ein Weilchen später, nachdem ich ein paar Mal bemerkt hatte, wie alt und ängstlich und schwach ich geworden bin, entdeckte ich, dass der Kinderwagen keine Überbreite mehr hatte. Das Baguette war angebissen.

Meine Kinder behaupteten gleich, nichts gegessen zu haben. Ich ließ sie nebeneinander antreten und durchsuchte ihre Münder nach Brotresten. Bestimmt gibt es elegantere Methoden, ein Verhör vielleicht, aber bei meinen Kindern klappt das nicht. Die beschuldigen sich entweder gegenseitig oder geben einander ein Alibi. Und ich bin nun einmal nicht halb so schlau wie Inspektor Columbo.

Nichts. Keine Brotreste.

Mein Sohn hatte gleich einen Verdächtigen gefunden: den Jungen im Trikot von River Plate.

Es ist in Buenos Aires sehr verrückt mit dem Fußball. In keiner anderen Metropole, vielleicht mit Ausnahme Londons, gibt es so viele Erstliga-Fußballklubs. Die beiden wichtigsten Vereine der Stadt und damit auch des Landes sind die Boca Juniors und River Plate. 40 Prozent der argentinischen Fußballfans, vor allem viele Arbeiter, fiebern angeblich mit Boca, 32 Prozent, vor allem die Mittelschicht und die Wohlhabenden, halten zu River. Der Rest ist für Quilmes oder San Lorenzo oder Rosario, weiß der Teufel, warum. Und wenn die beiden Großen gegeneinander spielen, ist das natürlich kein »Clásico«, sondern ein »Superclásico«, der das Land tagelang lahmlegt.

Es gibt angeblich sogar Fans, die testamentarisch verfügen, dass sie im Trikot des Feindes beerdigt werden – damit wenigstens einer von denen geht. Verglichen mit diesem Duell, bestreiten Schalke und Dortmund zweimal im Jahr ein Kaffeekränzchen.

Mein Sohn steht auf Boca, obwohl sein Vater kein Arbeiter ist, und er hat seine Gründe. Der eine ist: Diego Maradona. Argentiniens »Goldjunge« hat zweimal für Boca gespielt, von 1981 bis 1982 und von 1995 bis 1997. Der andere Grund ist: Rivers Trikot hat einen roten Diagonalstreifen.
»Vorsicht, mit falschen Beschuldigungen, mein Sohn«, sagte ich.
»Nein, Papa, die von River sind wirklich böse.«

Nun weiß man von Fjodor Dostojewskis Rodion Romanowitsch Raskolnikow, dass der Täter ein Gewissen hat und sich selbst überführen kann. Ich stellte dem Brot-Dieb also eine Falle. Ich zog das verbliebene Baguette ein Stück aus der Tüte und legte es zurück auf den Kinderwagen, entfernte mich und schaukelte wie ein Irrer. Mein Brot ließ ich keine Sekunde aus den Augen. Schon bald sah ich, wie sich ein Junge meinem Baguette näherte. Ehe er zugreifen konnte, stellte ich ihn.

Über die Verschlagenheit der Porteños braucht mir keiner mehr etwas zu erzählen. Die haben’s wirklich drauf, und ich bin von ihren Künsten jeden Tag aufs Neue überfordert. Ich kaufe in der U-Bahn oder an der Straßenecke immerfort Dinge, die ich schon besitze, nicht brauche oder nicht brauche und trotzdem besitze: Ich habe für umgerechnet acht Euro eine Armbanduhr gekauft, die nach drei Wochen eine Ex-Armbanduhr ist und ihren vorzeitigen Ruhestand in einer Schublade verbringt. Eine Ex-Umhängetasche habe ich auch. Ohne Schultergurt hängt sie jetzt irgendwo ab. Und wenn ich nachschaue, welches unfähige Volk auf Erden etwas herstellt, das sich selbst zerstört, steht irgendwo stolz und groß: »Industria Argentina«.

Ich lese gerade die neue Ausgabe der Straßenzeitung »Hecho«, die der Verkäufer als argentinisches »Hinz&Kunzt« bewarb, nachdem er erfahren hatte, dass ich aus Deutschland komme. Erst vorgestern habe ich einem übel zugerichteten Mann so viele Pflaster abgekauft, dass ich jede Nacht auf einem Kaktus schlafen könnte und trotzdem noch genug hätte für die ersten Schnittwunden im Jenseits. Andererseits, vielleicht kleben die Pflaster auch gar nicht.

Wenn ich in der U-Bahn ausnahmsweise einmal nichts kaufe, liegt das daran, dass der Waggon so voll ist und ich nicht an mein Geld komme, weil ich affenähnlich an der Stange hänge, um jemandem Platz zum Aussteigen zu machen. Die »Subte« ist eigentlich immer voll, also jedenfalls morgens, mittags, nachmittags und abends. Ich bin mittlerweile fünfzigmal gefahren und hab einmal gesessen: an einem Sonntagmorgen um halb zehn. Aber da benimmt sich die Hauptstadt auch, als hätte sie einen Kater. Zu allen anderen Zeiten sind die Züge so voll, dass immer Hände am Gesäß sind – entweder die eigenen an einem anderen oder die anderen am eigenen. Ich habe auch den zweiten Fall zu schätzen gelernt.

Im Augenblick ist die »Subte« leer. Sie fährt nämlich gar nicht, weil die Angestellten seit Freitag für höhere Löhne streiken. Die Stadt liegt lahm, als würden fünf »Superclásicos« am Stück gespielt; an den Haltestellen stehen 200 Menschen und warten auf den Bus; der kommt und fährt weiter, weil er schon voll ist. Ein Taxi zu finden ist fast unmöglich. Und auf den breitesten Straßen der Welt stehen die Autos Stoßstange an Stoßstange. Es gibt im Fernsehen Sondersendungen, aber die Leute bleiben fröhlich. Niemand rempelt. Niemand flippt aus. Geflucht wird, als führe die »Subte«. Also pausenlos.

Ich fahre auch Auto in Buenos Aires. Ich hatte ein bisschen Angst vor der ersten Tour, auch vor der zweiten und dritten, das hört wohl nie ganz auf. Mag sein, dass es anderen egal ist, wenn sie etwas falsch machen und deshalb von vorne, von der Seite und von hinten beleidigt werden. Ich werde nie ganz loswerden, dass ich in einer Kleinstadt aufgewachsen bin. Ich denke noch immer, das spricht sich rum unter den drei Millionen Argentiniern in Buenos Aires, ungefähr so: »Da ist ein Deutscher in der Stadt, hombre, wie der fährt, das glaubst du nicht. Eine Navi im Cockpit, die mehr wert ist als mein Auto, aber null Orientierung. Ohne Bordsteinkante stünde der mit seiner Kutsche schon in deinem Schlafzimmer.«

Aber Pablo hat mich beruhigt. Er wohnt über mir. Ich weiß nicht, was er beruflich macht, ich würde es wahrscheinlich ohnehin nicht verstehen. Er hingegen weiß schon allerhand über mich, ich habe mich als neuer Nachbar jedenfalls gleich ordentlich vorgestellt.
»Ich nenne dich Cristóbal oder jefe, vielleicht auch Deutscher oder Brille oder Nase, so machen wir das hier nämlich«, sagte er. »Und damit das klar ist: Deinen grässlichen Nachnamen merke ich mir gar nicht erst.« Ich sieze Pablo, aber auch nur, weil ich das »voseo«, die südamerikanische Form des Duzens, noch nicht richtig beherrsche.
»Eines solltest du wissen«, sagte Pablo. »Porteños sind schlechte Autofahrer. Porteños behaupten immer, alles zu können, ich weiß das, weil ich selbst einer bin.«
»Und was bedeutet das für mich?«
Pablo überlegte einen Augenblick, dann sagte er: »Weiß nicht.«
»Muss ich anders fahren?«
»Ich denk drüber nach«, sagte er und verabschiedete sich. »Ich kann übrigens sehr gut Auto fahren.«

Am nächsten Tag klebte an meiner Tür ein Zettel von Pablo. Darauf stand: »Habe noch mal nachgedacht, Schumi. An vielen Ecken stehen Jugendliche und bieten Dir etwas an, wollen die Autoscheibe putzen oder machen Kunststücke, wenn die Ampel rot ist. Sei höflich und zeig ihnen mit Deinen Händen ein no! Und für nichts auf der Welt öffnest Du das Fenster, für nichts auf der Welt, selbst wenn jemand auf dem Asphalt einen Kopfstand macht, der olympiareif ist, für nichts auf der Welt. Ist das klar?«

Mir ist gleich aufgefallen, dass Argentinier anders fahren. In Deutschland benutzt man gern die Lichthupe, hier lässt man das Licht weg. Zebrastreifen sind nur Zierde und darüber hinaus ohne jede Bedeutung. Ich habe noch keine Ahnung, wie das an einer Kreuzung ohne Ampel ist. Es ist alles sehr industria Argentina. Manchmal kommt es mir vor, als würde rechts vor links praktiziert. Aber diese Regel scheint nicht immer und nicht überall zu gelten. Manchmal fährt auch links vor rechts. Ich schließe nicht aus, dass es auf die Schönheit ankommt – nur: auf die Schönheit des Autos (gut für mich) oder die des Fahrers (gut für die anderen)?

Der argentinische Rodion Raskolnikow hat sich mir übrigens als Manuel vorgestellt, doch wahrscheinlich ist das nicht sein echter Name. In einem hundsgemeinen Dialekt, den ich kaum verstand, bestritt er alles. Ich ließ ihn erst mal ausreden und fragte dann nach seiner Mutter. Manuel sagte, er sei mit seinem Vater auf den Spielplatz gekommen, und zeigte auf einen in der Sonne dösenden Riesen.

»Na ja, wir können das ja auch alleine klären«, sagte ich. Mit einem hundsgemeinen Akzent, den er kaum verstand, redete ich auf ihn ein. Ich machte ihm erst ein schlechtes Gewissen und gab dann der Welt, dem lieben Gott und der Präsidentin eine Teilschuld. Irgendwo, zwischen zwei eher wirren Gedanken, verlor ich auch meine Grammatik. Um Manuel zu zeigen, dass er nicht stehlen müsse, sondern auf die Gutherzigkeit von lieben Menschen vertrauen solle, schenkte ich ihm zum Abschied noch ein Stück vom Baguette und bestand darauf, dass er es vor meinen Augen isst. Noch mit vollem Mund behauptete er, Weißbrot gar nicht zu mögen.

Ich fühlte mich gut. Ich hatte einem Kleinkriminellen den Weg aus dem Milieu gewiesen. Von meinen Kindern ließ ich mich feiern.

Das fehlende Baguettestück habe ich am nächsten Morgen auf dem Weg zum Kindergarten gefunden, an einer Stelle des Bürgersteigs, die für Kinderwagen mit Überbreite sehr eng ist.

Ich nehme die Beschuldigungen hiermit zurück. Tut mir Leid, Manuel.

Das Leben der Anderen (2): Villa 31

von CHRISTOPH WESEMANN

Die Abendsonne hat geblendet, als wollte sie den Deutschen mit der Kamera erst ärgern und dann locken. Komm ruhig! Ein paar Schritte. Chico, deine Fotos werden nichts, ich blende dich doch. Hast dein Blitzlicht vergessen, che? Weiter! Ja, noch ein Stück. Es lohnt sich.

Der Stadtteil Retiro im Norden von Buenos Aires hat gleich hinter dem Bahnhof eine, ähm, Sehenswürdigkeit: Villa 31, ein Armutsviertel aus Wellblechhütten, das größte der Stadt. Einwohnerzahl: angeblich 30 000. Ich stand davor. Es hat gejuckt. Und es juckt noch immer, fast zwei Tage danach.

Nicht überall muss man allein hingehen.

Eine Parrilla (Grillstube)

Dieselbe Parrilla

Vor dem Bahnhof Retiro

Straßenmarkt

Auf dem Bahnsteig

Die Katzen auf dem heißen Wellblechdach

Durchgang zur Villa 31

Zeit zu gehen

 

Das Leben der Anderen

von CHRISTOPH WESEMANN

Die Armut in Buenos Aires ist allgegenwärtig. Sie versteckt sich nicht am Rand dieser Riesenstadt, sie versperrt den Weg, sie liegt neben dem schicken Einkaufszentrum und vor dem Obelisk, man kann sie sehen und riechen und fürchten.

Da sind diese zerlumpten Gestalten, die einem in der U-Bahn Klebebildchen aufs Knie legen, damit man ihre Hand nicht zu berühren braucht. Sie verteilen stumm ihre Bildchen im Abteil und sammeln sie dann stumm wieder ein. Manchmal werden sie ein oder zwei los. Die zerlumpten Gestalten sind Sechsjährige.

Und in den Elendsvierteln, die hier Villa Miseria heißen, auch in weiten Teilen Südamerikas, ist die Armut wohl noch unmenschlicher.

An der U-Bahn-Station Tribunales

Plaza Canadá im Stadtviertel Retiro

In der Avenida de Mayo, in der Nähe des Kongresses

Am Botanischen Garten im Viertel Palermo

Am Obelisk

Diego und die Holzfäller

von CHRISTOPH WESEMANN

Ich war acht Jahre alt und ganz sicher nicht einmal der klügste Achtjährige in meiner Straße, und ich bin nicht in einer Straße wie der Avenida Rivadavia aufgewachsen, die 35 Kilometer lang ist. Meine Straße hieß Ipser Weg. Kürzer geht’s kaum. Vielleicht erklärt das, was jetzt kommt.

Das erste Mal habe ich von Argentinien am 29. Juni 1986 gehört. Ich weiß das genau, obwohl seitdem ordentlich Zeit vergangen ist – wie viel genau, spielt jetzt keine Rolle, bitte. Ich saß an diesem Sonntagabend vor dem Fernseher, bestimmt trug ich einen gestreiften Schlafanzug, und die deutsche Nationalmannschaft stand gegen Argentinien im Endspiel der Fußballweltmeisterschaft in Mexiko. Wahrscheinlich habe ich damals »BRD« gesagt. Meine Heimat war die DDR, und wer in der DDR lebte, der sagte auch »BRD«, nicht »Bundesrepublik« und nicht »Deutschland«.

Argentinien jedenfalls hatte Diego Armando Maradona, das Jahrhunderttalent, den besten und genialsten Spieler der Welt. Deutschland hatte ein paar Holzfäller. Sie spielten nicht nur so, sie sahen auch so aus. Und ihre Namen klingen heute, als wären sie unter Tage abgebaut und dann geschmiedet worden. Briegel. Förster. Eder. Jakobs. Hans-Peter. Karlheinz. Norbert. Ditmar. Abwehr made in Germany.

Ich war für die Holzfäller.

Ich war gegen Diego.

Rudi Völler schoss in der 81. Minute das Tor zum Ausgleich. Gerade hatte Argentinien noch 2:0 geführt, nun stand es auf einmal 2:2, und ich wusste ganz genau, wer gewinnen würde. Dann passte Maradona auf Burruchaga.

 

Argentinien ist mir danach immer wieder begegnet, und zwar alle vier Jahre, bei einer Weltmeisterschaft. Wie das Land spielte, war mir egal, glaube ich. Ich mochte andere Mannschaften, meistens Brasilien, wahrscheinlich habe ich so unbewusst überkompensiert. Eine größere Abkehr von den Holzfällern ist ja kaum vorstellbar.

Zum ersten Mal war ich im Sommer 2006 für Argentinien. Ich hatte eine Karte für das Viertelfinale gegen Deutschland, ich stand im Berliner Olympiastadion in der argentinischen Kurve und erlebte, wie ein paar Tausend Männer 120 Minuten lang toll sangen und dann kaum weniger schön heulten. Ich hatte einen Argentinienhut auf, den kein Argentinier weit und breit trug, und das nicht nur, weil es in ihrer Heimat kein »H&M« gab.

Den Hut habe ich irgendwann verloren. Und »H&M« gibt es heute, sechs Jahre später, noch immer nicht in Argentinien.

Als es neulich kein warmes Wasser gab, weil irgendetwas im Keller kaputtgegangen war, schien mir, als hätte unser Portier Luis Angst, dem Deutschen die Nachricht zu überbringen. »Unser Portier Luis«, das klingt ein bisschen nach Kolonialzeit, claro. Aber zum einen ist Luis eher eine Art Hausmeister, zum anderen gibt es im Zentrum von Buenos Aires kaum noch Wohnhäuser ohne einen Mann, der die stets verschlossene Eingangstür im Blick hat. Um Luis zu beruhigen, erzählte ich, dass ich mal eine Weile in der Ukraine gelebt hätte.

»¿Ukra … cómo?«, fragte Luis.

Weil mein Spanisch noch nicht reicht, um einem Argentinier die Ukraine vorzustellen, machte ich kurzerhand die Unabhängigkeit von 1991 rückgängig und schlug das Land wieder Putins Reich zu.

»Oh«, sagte Luis, »Russland.«

»Ja, und Russland in Wasser sehr kalt.«

Wenn ich mich nicht täusche, hält er mich seitdem für einen Eisbär auf zwei Beinen, für jemanden, der sich gern mit Schnee wäscht, in Bergseen mit bloßen Händen Forellen fängt und hilft, wenn ein Mieter Ärger macht. In Wahrheit habe ich innerlich geflucht, eine eiskalte Dusche am Morgen bleibt eine eiskalte Dusche am Morgen. Die wird auch nicht wärmer, weil man in zwei Jahren Odessa fünfmal nicht heiß geduscht hat.

Oder aber Luis denkt: »Spanisch lernt der Kerl nie.«

In meinem Sprachkurs sind drei andere Jungs: ein australisches Brüderpaar und Salim, ein Amerikaner, dessen Eltern in den Siebzigern aus Indien eingewandert sind. Er steht auf Trance-Musik und ist trotzdem der Schlaueste von uns vieren. Salim löst die Aufgaben, die wir gar nicht lösen müssen, weil er die Aufgaben, die wir lösen müssen, schon lange fertig hat, während die beiden Australier und ich noch wild raten. Wenn ich zufällig zwei Minuten vor den Australiern fertig bin, erhole ich mich von den Strapazen und glotze an die Decke. Sollte ich ehrgeiziger sein? Strebsamer? Ich meine: als Deutscher?

Dafür bin ich der, über dessen Scherze und Sprüche am meisten und am lautesten gelacht wird. Ich gebe mir Mühe. Witzig zu sein ist für mich eine ernste Angelegenheit. Überdies warte ich jeden zweiten Tag ein paar Minuten vor dem Unterrichtsraum, um mich zu verspäten. Mehr kann ich aus der Ferne für Deutschland nicht tun.

Mal angenommen, Deutschland hätte das Endspiel gewonnen. Maradona, neben Pelé der Beste, der sich im Fußball bisher versucht hat, wäre also 1986 nicht Weltmeister geworden. Gewonnen hätte ja nicht nur eine Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von 28,37 Jahren, die sich durchs Turnier gerumpelt und geduselt hatte: 1:1 gegen Uruguay, 2:1 gegen Schottland, 0:2 gegen Dänemark, 1:0 gegen Marokko, 4:1 nach Elfmeterschießen gegen Mexiko, 2:0 gegen Frankreich. Gewonnen hätten Rummenigge, der nur noch humpelte, ein Hoeneß, der nicht Uli heißt, die Holzfäller.

»Bitte begrüßen Sie unsere vier Weltmeister von 1986: Karlheinz Förster, Hans-Peter Briegel, Norbert Eder und Ditmar Jakobs.« (Applaus, Fußgetrampel)

Und zum WM-Kader gehörten noch Uwe Rahn, Wolfgang Rolff und Matthias Herget. Ja, der Herget von Bayernullfünf, nein, nicht Bayernullvier, also nicht Leverkusen, sondern Uerdingen (sprich: Ör-ding-en, Dudenlautschrift: ˈyːɐ̯…).

Sie alle wären heute Weltmeister. Und Maradona, der Goldjunge aus einem Elendsviertel am Rande von Buenos Aires, den sie hier verehren, der seinen Trainer Carlos Bilardo einst dazu brachte, Gott zu danken, weil der Diego als Argentinier auf die Welt geschickt hat? Der wäre es nicht.

Kein Weltmeister.

Wer außer mir, einem Achtjährigen aus dem Ipser Weg, wer um alles in der Welt kann so etwas damals noch gewollt haben?

Sprachkurs für vier Müllmänner

von CHRISTOPH WESEMANN

Im Augenblick fehlt mir ein bisschen die Zeit fürs Schreiben, weil ich einen Sprachkurs mache. Ein australisches Brüderpaar, ein Amerikaner und ich, alles Männer, die obendrein eigentlich zu alt sind fürs Recyceln längst verdorbener Witze – was das fürs Niveau bedeutet, können Sie sich vielleicht vorstellen.

Übrigens: Der Müll wird seit heute Nachmittag wieder abgeholt. Die vergangenen drei Tage hatten die Müllmänner nämlich gestreikt, was längst nur noch eine Randnotiz im Alltag der Stadt ist. Der Porteño hofft, dass der Abfall abgeholt wird, geht aber nicht davon aus.

Ja, es war mancherorts ein bisschen beschwerlicher voranzukommen. Dem Hauptstadtmüll selbst, dem kann man keinen Vorwurf machen: Der roch nach drei Tagen auf der Straße noch erstaunlich frisch. Aber wir haben ja auch Winter.

Der den Bullen was geigt

von CHRISTOPH WESEMANN

Ecke Avenida Las Heras/Calle República Árabe Siria

Kaufland

von CHRISTOPH WESEMANN

Eine Freude ist das Einkaufen in Buenos Aires nicht. Dabei sind die Supermärkte hübsch und modern und saubern, und wenn sie das nicht sind, gehören sie meistens den Chinesen und sind wenigstens klein. Ich habe bisher auch nicht gemerkt, dass mir etwas fehlt, das ich aus Deutschland kenne und schätze. Es gibt sogar deutsche Bratwürste, ich habe sie nicht gleich erkannt, aber wahrscheinlich geht es dem Argentinier genauso, wenn er irgendwo in der Mitte Berlins ein schweineteures Rindersteak aus der Pampa seiner Heimat bestellt und eine Münze Fleisch bekommt. Hier isst man ja nicht unter 450 Gramm.

Was nervt, ist allein, dass jeder Einkauf zu einer Art Tagesausflug gerät, was übrigens auch an den Kunden liegt. Die haben hier nämlich mindestens fünf Bank- und sonstige Plastikkarten dabei, von denen zwei grundsätzlich nicht funktionieren und zwei andere nur dazu dienen, Punkte oder irgendetwas anderes zu sammeln, das der Argentinische Supermarktgeheimdienst ASGD) gerne schnüffelt. Wenn man nicht aufpasst, schläft man vor Erschöpfung im Stehen ein, kippt nach vorne und weckt den Wartenden vor einem auf. Und zum Schluss wird noch eine Zeitung gedruckt, ach nein, das ist nur ein halber Meter Rabattmarken. Könnte ich auch mal verlosen.

 

 

Schon GEZahlt?

von CHRISTOPH WESEMANN

Sonntagabend an der U-Bahnstation Scalabrini Ortiz im recht angesagten Stadtviertel Palermo:


Argentinische Helden

Diego Maradona, gezeichnet von Danü (c)

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Musik: Somos de acá

Steckbrief

Wir sind schnell.
Wir sind Wortmetze. Wir haben einen profunden geistes-
wissenschaftlichen Hintergrund. Wir sind böse, sexy und klug. Wir können saufen wie die Kutscher, haben Kant gelesen und nicht verstanden, aber das merkt keiner, und schlafen nie.


2012 von Christoph Wesemann in Buenos Aires gegründet. Derzeit im Exil. (Berlin)