Posts Tagged ‘Buenos Aires’

Konsequenzen eines Weltereignisverpassers

von CHRISTOPH WESEMANN

Da wird ein Argentinier zum Papst gewählt, sogar ein Porteño1 wie ich, und ich habe vier Kinder in der Wohnung, komme weder weg noch an den Computer. Waren es nicht gestern noch drei Kinder? Ach ja, der beste Freund des Sohnes übernachtet hier. Es wird Pumuckl auf Spanisch geguckt. Und die Frau? Arbeitet wg. Papst aus Argentinien. Aja, klar.

Es ist zum Verzweifeln: Schon bei der großen Regenflut vor ein paar Monaten hatte ich das Haus nicht verlassen können.

Ich bitte Sie deshalb, zu den unten angegeben Terminen das Argentinische Tagebuch unbedingt zu meiden; als Weltereignisverpasser werde ich keinerlei Informationen anbieten können. Planen Sie rechtzeitig die Nachrichtenbeschaffung aus anderen Quellen.

  • 10. September 2013: Auf der 125. Session in Buenos Aires wird der Deutsche Dr. Thomas Bach zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gewählt.
  • 8. Januar 2014: Lionel Messi zum fünften Mal in Folge Weltfußballer
  • 2. März 2014: Staatspräsidentin Cristina Fernández de Kirchner eröffnet die diesjährige Parlamentssaison mit einer fünfstündigen Rede. Neuer Rekord!
  • 13. Juli 2014 (21 Uhr, MESZ): Anpfiff des Fußball-WM-Finals Argentinien gegen Spanien in Rio de Janeiro
  • 13. Juli 2014 (22.45 Uhr, MESZ): Abpfiff. Argentinien – Spanien 8:0 (Tore: Messi)
  • 14. Juli 2014: Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner beschließt per Dekret, dass zukünftig jeder neugeborene Junge in Argentinien mit Vornamen Lionel heißt (Mädchen: Lionela).
  • 9. Januar 2015: Lionel Messi schon wieder Weltfußballer
  • 3. März 2015: Cristina Fernández de Kirchner eröffnet die Parlamentssaison mit einer dreitägigen Rede.
  • 23. Oktober 2015: Argentinier wählen eine/einen Kirchner zum Staatsoberhaupt.
  • 11. Januar 2016, 8. Januar 2017, 10. Januar 2018: Messi.
  • 11. Januar 2018: Rücktritt von Messi (Grund: Langeweile)
  • 10. Januar 2019: Cristiano Ronaldo zum Weltfußballer gekürt
  1. Bürger der argentinischen Hauptstadt []

Pablo und meine einlaufende Wäsche

von CHRISTOPH WESEMANN

Ich bin quasi allein nach Buenos Aires umgezogen. Natürlich, ich hatte drei Kinder und eine Frau dabei sowie elf Koffer aus Berlin. Elf Koffer klingt viel, aber wie gesagt: drei Kinder, eine Frau. Betten, Tische, Stühle, die Mikrowelle, den Fernseher, Schränke, Töpfe, Pfannen, Teller, Tassen, fast einen ganzen Haushalt, habe ich zurückgelassen. Auch die Waschmaschine. Ja, die Waschmaschine.

Ich wollte hier nicht unsere Berliner Wohnung nachbauen. Zum einen bin ich sowieso ausgeschlossen von allerlei Vergnügen in Buenos Aires, weil ich zum Beispiel als dreifacher Vater nicht nachts durch die Clubs tanzen will – wahrscheinlich würde ich in meinem Alter sowieso an den Türstehern scheitern. Wenn ich schon nicht argentinisch feiere, will ich wenigstens argentinisch wohnen. Zum anderen brauche ich die Garantie, dass ich meine Lieben schnell in Sicherheit bringen kann, wenn es sein muss. Ich will nicht erst einen Spediteur suchen, der das von Uroma geerbte Kaffeeservice nach Deutschland verschifft.

Und Argentinien produziert ja im Augenblick nicht nur gute Nachrichten, ich mache mir durchaus Sorgen. Vielleicht ist’s nicht so dramatisch, wie ich denke, bestimmt übertreibe ich. Aber was soll ich denn davon halten, dass viele Geschäfte für eine Ratenzahlung keine Zinsen verlangen? Ich bin kein Unternehmer, ich kriege ja nicht einmal die Familienkasse anvertraut. Aber ein Produkt zu verkaufen, indem man dem Käufer mitten in einer  Inflation von mehr als 20 Prozent über Monate kostenlos das Geld dafür leiht – auf so einen Gedanken käme nicht mal ich. Klingt das nach guter Konjunktur oder einem gesunden Verhältnis von Angebot und Nachfrage?

Boca immer Junior: schrumpfende Wäsche (Symbolfoto)

Und es kommt vor, und zwar nicht selten, dass die Tankstellen kein Benzin haben. Gewiss, auch das ist kein Grund, Argentinien gleich krankzuschreiben, einerseits. Spätestens nach der fünften Tankstelle ohne kommt ja eine sechste mit Benzin. Anderseits habe ich leere Zapfsäulen zuletzt als kleiner Beifahrer meines Vaters Ende der achtziger Jahre erlebt – in der Deutschen Demokratischen Republik. Die Staatsführung übrigens ließ von treuen Journalisten – andere gab es nicht – noch Erfolge verkünden, als längst Millionen jeden Glauben daran verloren hatten und Tausende in die Bundesrepublik abgehauen waren. So behauptete die SED-Parteizeitung Neues Deutschland im Sommer 1989, das rapide Wirtschaftswachstum der DDR zeige sich am »steigenden Ausstattungsgrad mit hochwertigen industriellen Konsumgütern wie Waschmaschinen, Kühlschränken, Fernsehgeräten, Pkw usw.«. Ja, auch Waschmaschinen.

Ich vermisse übrigens nichts, was ich in Berlin zurückgelassen habe – also, fast nichts, nur die Waschmaschine, und auch die erst, seit mich mein Nachbar Pablo an sie erinnert hat. Pablo hält mich für den größten boludo de la Capital Federal, nein, eigentlich von Gran Buenos Aires. Wenn wir uns treffen, mal zufällig, mal absichtlich, reden wir über dies und das, über Carlos Gardel und Diego Torres, Messi und Maradona, über die Krise von 2001/02 und den Dólar paralelo1, über die wunderbaren Menschen in diesem Land, an die wir glauben, und die Regierung.

Wir sind selten einer Meinung, und wenn es um mich geht, um mein Leben, dann erst recht nicht. Ich mag ihn trotzdem, weil er sich Mühe gibt, mir Argentinien zu erklären, obwohl ich als Zugewanderter nicht alles begreife. Neulich fragte Pablo: »Du hast in Deutschland eine Waschmaschine und bringst sie nicht mit? Du kaufst lieber eine in Argentinien? Eine argentinische Waschmaschine? Du bist wirklich der größte boludo …«

Seitdem schrumpfen die neu gekauften Klamotten der Kinder mit jeder Wäsche, und ich weiß nicht, warum. Liegt das an Industria Argentina, also an der Waschmaschine oder dem Pulver, dem Wasser oder sogar dem Kleiderstoff selbst? Bin ich, der Trottel made in Germany, bloß zu blöd, das richtige Programm zu wählen? Oder ist alles am Ende Pablos Schuld? Vielleicht bilde ich mir das Schrumpfen der Hemdchen und Söckchen ein – weil mein argentinischer Nachbar meine argentinische Waschmaschine nicht leiden kann.

  1. Ein Dollar kostet nach offiziellem Kurs 5 Pesos, ist aber nicht erhältlich; der Schwarzmarktkurs liegt bei 7,80 Pesos, steigend. Aktueller Kurs des so genannten blue dólar. []

Zwischen Schwitzplatz und zu kurzer Rolltreppe: Kreatives Bauen in Buenos Aires und Berlin

von CHRISTOPH WESEMANN

Ich bin nur Gast in Argentinien, und weil ich keinen Ärger will, drücke ich mich diplomatisch aus: Der Alltag, der ja größtenteils das Leben ist, hat es hier in sich. Wenn sich ein Argentinier für 11 Uhr ankündigt, kommt er um halb zwölf. Frühestens. Ein Deutscher kommt zehn Minuten vor elf. Spätestens. Natürlich, es gibt Ausnahmen, auf der deutschen Seite bin ich das. Im Flugzeug nach Buenos Aires saß ich ohne Uhr, und die Uhr, die ich mir dann an der Plaza Italia gekauft habe, war nach einem Monat kaputt.

In meinen ersten argentinischen Wochen habe ich mich mitunter abfällig über die Subte geäußert. Ich nannte die erste U-Bahn Lateinamerikas (1913) gern eine »überfüllte Sauna auf Gleisen«. So sollte man über eine Hundertjährige nicht reden. Es tut mir heute leid. Ich war noch zu deutsch. Um in der Ferne anzukommen, muss man sich erst von der Heimat entfremden. Irgendwann erkennt man die argentinische Gelassenheit und nimmt sie ein bisschen an. Dieses Volk hat schon viel durchgemacht und wird noch viel durchmachen. Ein Schwitzplatz in der Subte gehört da zum Inventar des Lebens.

Lego

Als jemand, der von Vollkommenheit sehr weit entfernt ist, schaue ich mit wachsendem Stolz meinem Sohn beim Legospielen zu. Seit wir in Argentinien zu Hause sind, hat er das kreative Bauen mit den bunten Plastiksteinchen entdeckt. Er lässt die Baupläne, die er in Deutschland immer benutzt hat, in der Schublade und fängt einfach an. Mal entsteht etwas Kleines, mal etwas Großes, mal die Casa Rosada, mal ein Gefängnis. Man kann das kreative Bauen übrigens auch in Buenos Aires besichtigen. Ich denke dann an meinen Sohn und seine Steinchen, gehe weiter und sage leise: »Das wird schon.«

Und der neue Berliner Großflughafen für 60 000 Passagiere pro Tag? Der wird seit Anfang der neunziger Jahre geplant und hätte im Oktober 2011 eröffnen sollen. Dann am 3. Juni 2012. Dann am 17. März 2013. Dann am 27. Oktober 2013. Inzwischen ist der Start auf unbestimmte Zeit verschoben. Natürlich wird der Airport eines Tages fertig werden. Es ist nur nicht sicher, ob die Menschheit dann noch im Flugzeug reist.

Ach, wenn wenigstens sorgfältig gebaut würde. Aber man hat vieles vergessen, nicht das Allerwichtigste, an Start- und Landebahnen hat man gedacht. Aber es gibt zu wenige Brandschutztüren, eine Rolltreppe ist zu kurz und ein Fußboden beschädigt, weil Gabelstapler drüber gefahren sind, obwohl eine Schutzabdeckung fehlte. Und wenn der Wind aus der falschen Richtung weht, läuft Regenwasser ins Lüftungssystem des Terminals.

Ich lese jetzt überall, dass die halbe Welt über uns lacht, über die perfekten Deutschen mit ihrem inzwischen 4,3 Milliarden Euro teuren Pannenflughafen im Rohbau. Manchem Landsmann scheint das regelrecht peinlich zu. Dabei ist das ein unbezahlbarer Imagegewinn. Wann hat das Ausland denn Deutsche jemals witzig gefunden?

(Diese Kolumne ist erstmalig im Argentinischen Tageblatt erschienen.)

Sido, mein Sohn und der Fluchismus

von CHRISTOPH WESEMANN

Neuerdings redet mein Sohn, wie Sido rappte, bevor er Kommerz wurde, und so unglaublich mütterfixiert wie die besonders bösen Buben des HipHop ist er auch. Mindestens 20-mal am Tag sagt er: »¡La puta que te parió!« Seine Eltern haben ihm diesen Fluch ausdrücklich verboten, wobei sein Vater diesem Verbot selbst oft zuwiderhandelt. Vielleicht auch deshalb beschenkt er unsere kleine deutsche Welt in Buenos Aires nach wie vor mit so vielen putas.

Er versteht dabei nur fast, was er sagt. Das zweite Wort kennt er nämlich nicht, also er glaubt es zu kennen, weil wir ihm puta als Hexe übersetzt haben, was allerdings nachweislich falsch ist. Die Hexe, die dich geboren hat – nein, das kann nicht sein, dann müsste er bruja sagen. Hexe ist gleichwohl verdammt nahe dran an der deutschen Bedeutung von puta: Man braucht nur die zwei Buchstaben in der Mitte zu ändern.

Sein anderer Lieblingsfluch, den zu verbieten allerdings sinnlos wäre, ist puta madre. Argentinier verwenden diesen Ausdruck so beiläufig und häufig wie Deutsche vielleicht Mein Gott, Verdammte Axt und Ach du grüne Neune oder was auch immer Deutsche sagen, wenn irgendwas gerade nicht klappt. Mein fast Siebenjähriger übersetzt sich das, siehe oben, als Hexenmutter, und wieder müssen nur zwei Buchstaben ausgetauscht werden. Genauso verhält es sich mit hijo de puta, das ist der Hexensohn, und den hat der Kolumnistensohn natürlich auch drauf. Ich entschuldige mich hiermit bei allen Hexen dieser Welt für den Missbrauch.

Wenn ich Leuten in Buenos Aires von der Vorliebe meines Sohnes für schlimme Wörter erzähle, fragen sie zunächst, was er genau fluche. Dann sagen sie: »Ach, weißt du, puta madre und hijo de puta sind keine schlimmen Wörter – für Kinder sowieso nicht.« Meine Argentinier nennen das »costrumbre», also Brauchtum, Landessitte, Teil der Kultur. »Aber das andere geht nicht: ¡La puta que te parió!, das musst du verbieten. Das beleidigt ja deine Familie.»

Der deutsche Journalist Christian Thiele, der ein paar Jahre in Buenos Aires gelebt hat, schreibt in seinem Buch Gebrauchsanweisung für Argentinien:

Ein vollständiger deutscher Satz, so haben wir das in der Schule gelernt, enthält Objekt, Subjekt und Prädikat. Ein argentinischer Satz, so bekommen es schon die kleinen Kinder beigebracht, enthält ein Schimpfwort, einen Fluch und eine Beleidigung.

Ich erinnere mich noch gut an das erste Gespräch mit der Klassenlehrerin meines Sohnes in Buenos Aires. Sie sagte, sie frage sich oft, woher die Kinder diese schlimmen Wörter hätten – ob aus der Schule oder von zu Hause. Für meinen Sohn kann ich sagen: wohl eher nicht aus der Schule. Er ist Hinbringer, nicht Abholer.

Aber was soll ich bitte machen? Ich fahre Auto in Buenos Aires, da kommt man nun mal keine drei Kilometer weit, ohne zu schimpfen – oder beschimpft zu werden. Außerdem spiele ich mit Argentiniern Fußball, und zwar mit solchen Argentiniern, die das eher schlecht können und zugleich dieses Los nicht akzeptieren wollen. Sie sind stets aufs Neue überrascht und enttäuscht, entsetzt und wütend, kurz: zum Fluchen gezwungen, wenn der Torschuss mal wieder ein Wolkenschuss war. Ich verstehe das. Es ist ein schweres Schicksal, aus einem Land zu kommen, das der Menschheit dreimal die genialsten Fußballer ihrer Zeit geschenkt hat: Alfredo Di Stéfano in den Fünfzigern, Diego Maradona in den Achtzigern und im Augenblick Leo Messi. Und man selbst spielt so, dass Di Stéfano (86) auch heute noch besser wäre.

Übrigens mochte und mag ich ausschließlich die deutsche Biederrapmusik: Die Fantastischen Vier, Freundeskreis, Beginner, Fettes Brot. Der so genannte Gangsta-Rap hat mich nie fasziniert – kein Niveau habe ich ja schon selbst. Überdies bin ich sicher, dass diese wilden Kerle, die Dir das Ungewöhnliche vorschlagen – meistens: Deine Mutter zu beschlafen –, am Ende doch immer nur das Gewöhnliche suchen: Deine Liebe. Und bei Liebesentzug oder gar Kritik kippen die Lautsprecher im HipHop am schnellsten um. Ich weiß das, weil mir ein Kleindarsteller dieser Gattung zweimal, eigentlich dreimal leibhaftig begegnet ist.

Das erste Mal sollte ich für die Lokalzeitung, für die ich seinerzeit arbeitete, über ein Konzert berichten, das der Mann organisiert hatte. Wir sprachen eine halbe Stunde miteinander, dann verfolgte ich aus einer Ecke das Konzert, ging nach Hause, schlief mich aus und schrieb einen Text, der tags darauf erschien. Bestimmt war ich zu jener Zeit nicht nur ein bisschen sehr verliebt in mein ungeheuerliches Sprachtalent, sondern auch süchtig danach, distanziert statt bewundernd zu klingen.

Das zweite Mal, ein paar Wochen später, trat der Mann mit seiner Gruppe im Jugendklub auf, erzählte von seinem gefährlichen Leben in der Kleinstadt und disste mich von der Bühne herab – und zwar, puta madre, »übelst«, wie zwei Jungen sagten, die die Nuschelreime gegen mich verstanden hatten.

Das dritte Mal, ein Jahr danach, lud ich im Supermarkt ein paar Colaflaschen, eine neue Zahnbürste und zwölf Rollen Klopapier bei ihm ab. Eine Einkaufswagenverwechslung. Ein Versehen. Er wollte mich verprügeln.

All das ist mehr als ein Jahrzehnt her. Ich weiß immer noch nicht genau, warum er mich damals so beschimpft hat. Aber heute verzeihe ich Dir, Du Sohn einer Hexe.

Männer als Marktfrauen

von CHRISTOPH WESEMANN

Heute Morgen habe ich geschaut, was der Obsthändler meines Vertrauens an meiner gefräßigen Familie verdient. Er beschafft seine Ware nämlich auf dem Mercado Central, dem Riesenmarkt vor den Toren der argentinischen Hauptstadt, und berechnet dafür ordentlich etwas, wie ich jetzt weiß.

Ja, es sind auch ein paar wilde Typen unterwegs, und man sollte keine ganz empfindliche Nase haben, dafür aber einen guten Orientierungssinn. Aber verglichen mit dem Riesenmarkt Priwos, den ich einst in Odessa gern besucht habe, ist der Mercado Central geordnet und ruhig, was wohl auch daran liegt, dass hier keine Kittelfrauen im Babuschka-Alter keifen. Der Handel mit Obst und Gemüse ist Männersache.

Mercado Central

 

Das Schlangenphänomen

von CHRISTOPH WESEMANN

Der Argentinier liebt das Schlangestehen. Je länger die Schlange ist, um so eher gesellt er sich dazu. »Wenn wir auf der Straße eine Schlange sehen, nähern wir uns mit dem unbewussten Wunsch, uns einzureihen«, schrieb neulich ein Ex-Wirtschaftsminister in der Zeitung. Vielleicht erklärt das auch, warum Buenos Aires weltweit die Stadt mit der höchsten Dichte an Psychologen und Psychiatern ist. Jeder Fünfte geht regelmäßig zum Seelendoktor.

Die häufigste Schlangenart ist die im Supermarkt. Es empfiehlt sich, Verpflegung und Wechselwäsche einzupacken. Der Kunde zahlt selten bar und zeigt deshalb allerhand Karten vor, Personalausweis inklusive. Da das Laufband kaum länger ist als eine deutsche Kreuzotter, wird aufgetürmt, während die Kassiererin gemütlich scannt und einpackt. Ich sehe die Gefahr, dass ich meine Einkäufe bald stehle – und die Kinder würden mich nicht mal vermissen: Papa wäre aus dem Gefängnis schneller zurück als aus dem Supermarkt.

Leben in Buenos Aires bedeutet: warten. Warten auf einen der 150 000 Busse, die durch die 13-Millionen-Metropole fahren. Warten auf die Subte, die erste U-Bahn Südamerikas (1913), eine stets überfüllte Sauna auf Gleisen. Einmal fuhr sie wegen eines Streiks zehn Tage gar nicht. Die Porteños, die Bürger der Hauptstadt, warteten auf den Bus, der sich anschlich, aber nicht anhielt, weil er längst vollgestopft war. Danach warteten sie auf ein Taxi. Irgendwann stiegen sie auf ein Transportmittel um, das ihnen niemand streitig machen konnte: Sie gingen auf eigenen Beinen heim.

Wo der Porteño nicht aufgehalten wird, hält er sich selbst auf. Er befragt Fremde, bis die zugeben, in der tollsten Stadt der Welt zu leben, er geht sowieso keinem Geplauder aus dem Weg. Aber eigentlich hat er keine Zeit. Erstaunlich, dass die Seelendoktoren in dieser Stadt nur jeden Fünften kriegen.

(Diese Kolumne ist erstmalig in der Schweriner Volkszeitung erschienen.)

Reisebericht (I) : Exil in Chile

von CHRISTOPH WESEMANN

Herr T. lebt für ein Jahr in Buenos Aires. Kommt klar. Muss aber als Tourist, der er laut Reisepass ist, stets nach drei Monaten fluchtartig das Land verlassen, um wieder einreisen zu dürfen. Als Tourist. Tut das nun zum ersten Mal und wählt als Einwochenexil Santiago de Chile und Valparaíso. Wird begleitet von CW. Der ist kein Tourist, sondern Argentinier. Genauer: Porteño. Seit Juli 2012. Kennt Herrn T. kaum und Chile überhaupt nicht.

Teil 1 des Reiseberichts unserer beiden Helden

  • Sonnabend/Sonntag: Buenos Aires → Santiago de Chile

(cw) Ich mache mir Sorgen um Herrn T. Muss der Kerl eigentlich nie aufs Klo? Seit acht Stunden sitzen wir nebeneinander im Bus, unterwegs nach Santiago de Chile. Ich schlürfe Mate ohne Pause und kenne die Toilette bereits in- und auswendig. Herr T. kann trinken, ohne zu pinkeln. Ja, er ist ein bisschen jünger als ich, zehn Jahre oder so, man sieht uns den Altersunterschied nicht an. Nur beim Harndrang wird er offensichtlich.

Ich habe mir mehr von meinem Begleiter versprochen, eine Hilfe ist Herr T. jedenfalls kaum. Er versteht den nuschelnden Busbegleiter, der die Verpflegung reicht, genauso wenig wie ich. Der kommt zum Beispiel mit einer Kanne und sagt: »©€® ¥∞µƔ ƈǂƾɀ ɞɷʄῶ⁞ Ωⅎ ⌂ ∩◊◌⸗ cafe.« Herr T. schaut mich an, ich schaue Herrn T. an, wir nicken und kriegen Kaffee.

Ich erzähle Herrn T., dass ich im Argentinischen Tagebuch einen baldigen Streit zwischen uns angekündigt hätte, wir seien bereits in Verzug. Er lacht, er nimmt mich nicht ernst.

(Herr T.) Auf unserer 20-stündigen Reise nach Chile sitzen CW und ich direkt vor der Bord-Toilette. Während ich den Vorteil daraus ziehe, in aller Kürze jeden unserer Mitreisenden zu studieren, scheint CW dadurch nur inspiriert, ständig in der engen Kabine zu verschwinden.

Ich stelle fest: Wir sind die einzigen Deutschen im Bus. Pardon. Ich bin der einzige Deutsche im Bus. CW bezeichnet sich – mit stets überschwänglicher Gestik und lauter Stimme – als Porteño, als Bürger der argentinischen Hauptstadt. Ich werde dafür später den Ausdruck Überintegration verwenden.

(cw) Mitten in der Nacht, es mag vier Uhr sein, hält der Bus auf einem Bahnhofsvorplatz, um noch ein Paar einzusammeln. Ich steige kurz aus, um mir das Kribbeln aus den Beinen zu hüpfen, sehe eine Prostituierte und treffe den Busbegleiter.

»Wo sind wir?«, frage ich.

»Was?«

»Wo sind wir?«

»$&@Ω^†™#◊_Œ⸗.«

»Ah, danke«, sage ich und gehe wieder schlafen, ich versuche es jedenfalls. Die Sitzlehne lässt sich zurückklappen, es gibt ein Kissen und eine Decke, aber ein Bett ist das natürlich nicht.

(Auf der Rückfahrt mit einem anderen Bus-Unternehmen, aber das wissen wir noch nicht, wird es weder Kissen noch Decken geben. Den Mann, den wir anfangs für unseren Verpfleger halten, werden wir prächtig verstehen. Wir wissen dann nur nicht, wozu. Er verpflegt uns nämlich nicht.)

Als ich aufwache, sind wir bereits in den Anden und beginnen mit dem Aufstieg zum Grenzübergang. Die Aussicht ist atemberaubend. Links und rechts, vorne und hinten, wohin man auch schaut: Berge, Berge, Berge. Schnee auf den Kuppen. Bäche neben der Straße. Die Natur macht sich rarer mit jedem Kilometer, zieht sich zurück, spart an Farben und an Vielfalt. Die Welt ganz oben ist grau mit einigen grünen Tupfern.

Der Bus jagt durch die Kurven. Manchmal gibt es Leitplanken. Ich stehpinkele, mittlerweile zum Leidwesen meiner Schuhe, schon wieder.

(Herr T.) CW ist der einzige, der im Reisebus bei voller Fahrt versucht, seinen Mate zu trinken. Und als hätte ich es nicht geahnt – muss ich alle zwei Minuten doch irgendwas für ihn halten –, kippt ihm der Becher dreimal um. Zum Vergleich: Echte Argentinier schaffen es sogar, zu zweit auf einem fahrenden Motorroller Mate zu trinken, ohne etwas zu verschütten. Ich überquere die Grenze schließlich mit nassem Mateschlamm unter meinen Füßen.

Auf der Rückfahrt wird CW seinen Mate verlieren. Wo? Auf der Bustoilette natürlich. Der Becher rutscht ihm aus der Hand und verschwindet in den gesammelten Ausscheidungen aller Passagiere.

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  • Sonntagnachmittag: Santiago de Chile

(cw) In Buenos Aires, ein paar Tage vor der Abfahrt, hatte Herr T. versprochen, alles zu organisieren. Nichts, fast nichts, ist organisiert! Erst versteht man im Bus kein Wort, jetzt suchen wir eine Herberge für die erste Nacht in der chilenischen Hauptstadt. Er hat natürlich nichts reserviert, er besitzt nur einen Haufen Adressen von Hostels, die er auf dem Stadtplan aber nur mit meiner Hilfe findet. Ich komme mir vor wie Josef an Heiligabend. Herr T. könnte Maria sein, einen Bauch hat er jedenfalls. Für den bin ich genauso wenig verantwortlich wie Josef für Marias. Der Bauch heißt auf Spanisch übrigens la panza und ist feminin.

Als Herr T. duscht, schleiche ich aus dem Zimmer und hole mir auf der Plaza de Armas, dem zentralen Platz der Hauptstadt, zwei Hotdogs. In Buenos Aires heißen sie panchos, hier completos, und sie werden mit Avocadocreme gereicht. Ich verschlinge sie und bewundere meinen Magen: erst die Anden rauf, dann die Anden runter, jetzt zwei Hotdogs, umspült von einer eiskalten Cola. Respekt, Magen!

(Herr T.) Statt des günstigen Achtmannzimmers musste es natürlich die Suite für Ehepaare sein. 60 Euro die Nacht. Santiago ist eine Millionenstadt. Es gibt dutzende Hostels. Wer öfter reist, weiß, dass man gar nicht zu reservieren braucht. CW weiß das nicht. So forderte er nach einem Örtchen für seine Notdurft sofort absolute Ortskenntnis. Abgesehen vom Kauf des Stadtplanes machte sich CW selten nützlich. Während ich die Konditionen der Zimmer erfragte, betonte er nur stets Porteño zu sein, was in Chile aber nicht sonderlich hilfreich ist. Sowohl Argentinier als auch Chilenen halten sich für was Besseres. Wahrscheinlich haben wir deshalb auch das Honeymoon-Zimmer bekommen. CW meckerte, ich resignierte. Es gab zwei Kissen, aber nur eine Decke. Ich überließ sie ihm mit Freuden. Hauptsache, ein richtiges Bett nach der langen Busfahrt. Endlich entspannen!

(cw) Ich schlafe nicht mit sechs fremden Männern und einem Deutschen in einem Zimmer. Ich bin fast 35 Jahre alt. Ich mache das nicht mehr. Ja, ich hätte das wohl auch mit 25 nicht gemacht. Bei acht Männern in einem Zimmer sind garantiert zwei dabei, die laut schnarchen und mich um den Schlaf bringen, den ich in meinem fortgeschrittenen Alter brauche.

(Herr T.) Ich muss CW in der Nacht mehrmals boxen. Er schnarcht. Unter der dicken Tagesdecke ist es wahnsinnig heiß.

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  • Montag: Santiago de Chile

(cw) Wir wollen mit der Seilbahn hinauf auf den San Cristóbal, den Hügel über Santiago, benannt nach dem Heiligen Christophorus, nach dem ich ja auch benannt bin. 880 Meter über dem Meeresspiegel steht die Statue der Jungfrau Maria. Der Papst war auch schon da: Johannes Paul II. hat 1987 eine Messe gehalten.

Ich glaube ja nicht, dass sich Herr T. traut, er wird kurz vor Abfahrt eine Zerrung in der Achselhöhle vortäuschen, dieses Wohlstandskind. Ich habe im Juli 2009 mit der Krimseilbahn den Ai-Petri – Gipfelkreuz auf 1234 Metern – bezwungen. Drei Kilometer durch die Lüfte! Erbaut in nur 20 Jahren! Sowjetische Ingenieurskunst!

An der Kasse dauert‘s länger, Herr T. scheint zu verhandeln, wahrscheinlich versucht er den Preis zu drücken, der Pfennigfuchser, oder er hat – versehentlich, na klar – Karten für den Zoo nebenan gekauft und kann die jetzt nicht umtauschen.

Er kommt wieder und täuscht Niedergeschlagenheit vor. Die Seilbahn wird repariert, also ist jedenfalls kaputt. Uns bleibt nur der Bus hinauf.

(Herr T.) Da bin ich einmal in meinem Leben in Santiago und will mit der Seilbahn fahren. Sie ist kaputt. Schmollend esse ich meine Bananenchips – ein Überbleibsel meiner Flugreise nach Buenos Aires – und biete CW welche an. Er spuckt sie aus.

Oben angekommen, vergesse ich meinen Kummer. Der Ausblick ist wunderbar. Wir sind keine 1000 Meter über der Stadt, aber können alles überblicken. Hinter uns thront die 22 Meter hohe Statue der Jungfrau Maria, ein Krippenspiel ist aufgebaut. Ich versuche, den Ausblick zu genießen und Fotos zu machen. CW zerstört die Idylle: »Ich will eine Cola!«, schreit er, sichtlich schwitzend, den Abhang hinab. »Mach mal ein Foto von mir«, fordert er, »meinen Rücken vor dem Panorama.« Ich knipse ein paar Fotos. CW ist nicht zufrieden: »Was machst du denn? Da ist ja meine Nase mit drauf. Ich zeig dir mal, wie ich das meine. Stell dich da mal hin!« Er fotografiert mich, zeigt mir, wie er es haben will. Ich verstehe. Er will seinen Zinken auf keinem Bild wiederfinden. Dann halt nur Bilder vom Hinterkopf. Ist vielleicht auch besser so. Ich fotografiere, wie befohlen und … CW ist nicht zufrieden. »Warum sehe ich nicht so cool aus wie du?«, fragt er. Es wird das einzige Kompliment sein, das ich je von ihm höre.

Bereits beim Umzug von einer Schlafmöglichkeit in die andere haben wir festgestellt, dass es in Santiago von Deutschen nur so wimmelt. Alleine in unserem neuen Hostel arbeiten vier deutschsprachige Mädchen. Und auch auf dem Hügel treffen wir eine Deutsche, die uns nach längerem Smalltalk ein Restaurant empfiehlt. Durch die Anwesenheit der Deutschen fühlt sich CW belästigt. Anscheinend hat er Angst, dass ihm niemand seine Porteño-Masche abkauft, wenn er unter Deutschen wandelt. Zu seinem Glück werde ich durch meinen Akzent immer für einen Franzosen gehalten.

(cw) Der Franzose muss endlich etwas Vernünftiges essen! Nicht immer nur diese Bananenchips, die nach gepressten Holzspänen schmecken und auch so aussehen. Wenn er nichts gegessen hat, ist er so empfindlich. Nachdem wir den San Cristóbal hinabgestiegen sind, spendiere ich ihm erst mal zwei completos.

(Herr T.) Wie CW completos isst, hat was Groteskes. Japsend, mehr schluckend als kauend, braucht er für einen ganzen completo keine 60 Sekunden.

(cw) Wir laufen ein bisschen durch die Innenstadt von Santiago. Ich kaufe für umgerechnet zwölf Euro einen Sonnenhut, den ich auf der Rückreise nach Buenos Aires irgendwo verlieren werde. An jeder Straßenkreuzung fährt Herr T. mit seinem Zeigefinger über den Stadtplan, den er danach immer wieder ordentlich zusammenfaltet, ehe er an der nächsten Straßenkreuzung … Er kann nicht loslassen. Ich lasse mich an fremden Orten treiben. Ich bin quasi überall zu Hause.

(Herr T.) Überall zu Hause? Der hässliche Hut – den ich bezahlen musste, weil CW kein Geld hat – lässt jeden Einwohner Chiles sofort erkennen, dass er Tourist ist. Wenn er dann wild fuchtelnd behauptet, Argentinier zu sein, müssen sich diese schon fast beleidigt fühlen. Bevor wir uns zum Abendessen aufmachen, brauchen wir eine Pause im Hostel. Besser gesagt, CW braucht eine Pause, er ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Außerdem ärgern ihn seine Zweiminutencompletos vom Nachmittag ein bisschen.

Wir stehen schließlich vor einem Frisör und sind verwirrt. Hier soll man essen können? In der Tat! Ein Seiteneingang führt uns zu einem schicken und verwinkelten Restaurant. Wir kriegen die Karte und verzweifeln. Mein Wortschatz erweitert sich zwar täglich, aber Meerestiere gehören (noch) nicht dazu.

(cw) Ich neige zum Carpaccio del pulpo. Frage vorher Herrn T., was das für ein Tier sein könnte.

(Herr T.) Ich bitte den Kellner, mir auf Spanisch zu erklären, was ein pulpo sei. Er formt die Hände so, als würde er einen Ball halten. »Un calamar«, sagt er und schaut mich an. Dann grinst er, reißt seine Augen weit auf. Wahnsinn funkelt auf. »Un calamar grande«, wiederholt er. »Gra-Gracias«, stottere ich leicht eingeschüchtert und bestelle Seehecht.

(cw) Ich nehme Riesenkrake, natürlich.

Fortsetzung folgt

Deutsch-argentinischer Größenwahn

von CHRISTOPH WESEMANN

Mein sechseinhalbjähriger Sohn hält sich für Lionel Messi, den besten Fußballer der Welt, geboren in der argentinischen Millionenstadt Rosario.1 Und ich bin sehr weit von irgendeiner Karriere entfernt und glaube deshalb gern, dass er bald von allen großen Klubs dieses Planeten gejagt wird. Dann werde ich sein Manager, zumindest so lange, bis er dahinterkommt, dass ich sowohl faul als auch überfordert bin, und mich abfinden muss. Jedenfalls sagt mein Sohn: »In der Schule spielen mich immer alle an. Genau wie Messi. Der kriegt auch immer den Ball, weil er der Beste ist.«

Größenwahn im sehr frühen Stadium? Nein! Mein Sohn ist nach nur vier Monaten in Buenos Aires schon argentinisiert. Fragen Sie mal einen Kolumbianer, Uruguayer, Peruaner oder Chilenen, was er vom Argentinier als solchen hält. Ja, die Argentinier sind in Südamerika nicht unbedingt beliebt. Man hält sie für arrogant. Es ist auch der Stolz, die einzigen Weißen des Kontinents zu sein, obendrein Nachfahren europäischer Einwanderer, der sie manchmal herabschauen lässt auf all die Nachbarn. Und unter den hochnäsigen Argentiniern ist der Porteño, der Bürger der Hauptstadt Buenos Aires, der hochnäsigste. Andererseits lebt er auch in der wichtigsten Metropole der Welt. »Gott ist überall«, sagt der Porteño, »aber seine Sprechzeiten hat er in Buenos Aires.«

Mein Sohn integriert sich also bloß. Als Familienoberhaupt ist es mir wichtig, dass sich meine drei Kinder integrieren. Es klappt. Wenn die Einjährige fiebert, trinkt sie Mate, das teeähnliche Nationalgetränk. Sie spricht außer »hola« und »Mama« kein Wort, zieht aber an der bombilla, dem Halm aus Weißblech, als hätte ich sie im Kinderwagen und ohne Nuckelflasche eine Woche durch die Pampa geschoben. Die Dreieinhalbjährige verdrückt die Riesensteaks mit Speckrand, was nicht ohne Folgen für ihre Figur bleibt. Wenn sie im
Park mit uns Fußball spielt und natürlich auch Messi sein will, sagt ihr Bruder: »Du bist zu dick für Messi, du bist Maradona.«

Mein Sohn und ich tendieren zu Real Madrid. Aber unter Bayern München, Manchester United oder Juventus Turin machen wir es nicht. Hansa Rostock kann gern meine Tochter unter Vertrag nehmen.

(Diese Kolumne ist erstmalig in der Schweriner Volkszeitung erschienen.)

  1. Der andere berühmte Rosarino ist übrigens Che Guevara. []

Pablos Götterspeise vom Grill

von CHRISTOPH WESEMANN

Pablo glaubt, ich hätte den Gott des Asados verhöhnt.

Bis gestern hatte ich nicht gewusst, dass über das Grillen in Argentinien höhere Mächte wachen, und ich weiß noch immer nicht, ob das nun eine bedeutende Glaubensrichtung hier zu Lande ist oder doch nur eine Ein-Personen-Religion, gewissermaßen die kleinste Kirche der Welt von Pastor Pablo.

Mein Nachbar missioniert jedenfalls.

Es begann damit, dass sich Pablo bei mir zum Grillen einlud. Ich solle alles vorbereiten und dürfe ihm im Gegenzug über die Schulter schauen, er werde mir seine Geheimnisse verraten, sagte er und schaute dabei sehr geheimnisvoll.

»Welche Geheimnisse, Pablo?«

»Große Geheimnisse, sehr große Geheimnisse.«

Bislang bin ich in meinem Leben ganz gut ohne Grillgötter und Grillgeheimnisse zurechtgekommen. Wenn mein Feuer nicht brannte, fluchte ich und warf mehr Anzünder hinein. Ich platzte also nicht gerade vor Neugier. Allerdings steht in jedem Argentinien-Reiseführer auch, es gebe nichts Tolleres, als ein Asado zu erleben.

Am Nachmittag rief mich Pablo an und erkundigte sich, wie weit ich sei.

»Du kannst mir vertrauen«, sagte ich.

»Super«, sagte Pablo.

»Danke.«

»Kohlen?«

»Riesentüte.«

»Zeitung?«

»La Nación

»Olé brennt besser.«

»Keine mehr gekriegt.«

»Na gut.«

»Alles klar«, sagte ich.

»Ordentlich Fleisch gekauft?«

»Hatte noch was eingefroren.«

Stille.

Ein Fehler. Mein Fehler. Ich mache dauernd Fehler. Ich mache in meinem Leben das meiste falsch und den Rest nicht richtig. Ich bestreite das manchmal, aber es ist wohl so. Das Traurige ist, dass ich mir bei allem Mühe gebe.

Vor zwei Wochen war mein Laptop kaputt. Er ließ sich anschalten und zeigte mir dann Risse auf dem Bildschirm. Aber zu fühlen waren sie nicht. Ich brauchte schnell Hilfe und ging schräg über die Straße zu einem Laden, der auch Computer repariert. Das Wort auch scheint mir im Rückblick wichtig zu sein. Das Gespräch mit dem jungen Mann im Laden war angenehm, ich hatte ein gutes Gefühl. Wir waren uns sofort einig, dass es ein Virus ist. Er sagte: »Alles kein Problem, krieg ich hin, ich ruf dich an.« Dann kümmerte er sich weiter um einen grauen Schlauch, der wohl undicht war.

Es ist ja so: Ohne Vertrauen geht nichts in Argentinien. Wenn ich das Auto ins Parkhaus bringe, gebe ich den Schlüssel entweder ab oder lass ihn stecken. Wenn ich wiederkomme, steckt der Schlüssel oder er liegt draußen auf der Scheibe neben den Wischern. Manchmal steht das Auto auch anderswo. Es wird in Abwesenheit der Fahrzeughalter viel hin und her geparkt, weil oft fünf Autos hintereinander stehen, wobei links und rechts kein Platz ist. Es kann passieren, dass der zuerst eingeparkte Wagen auch zuerst abgeholt wird – dann müssen zunächst die anderen vier nacheinander umgesetzt werden.

Ich habe ein bisschen Zeit gebraucht, um mich damit abzufinden, dass ich das Auto samt Schlüssel zurücklasse. Die Parkhausmänner sehen nicht immer sehr vertrauenserweckend aus, für meinen Geschmack tragen sie die Haare zu lang. Wahrscheinlich bin ich da befangen. Ich hatte auch mal lange Haare, und das war keine angenehme Zeit – nicht für mich, nicht für die anderen. (Ich sah ein bisschen aus wie John Lennon, was ein Problem ist – außer, man ist John Lennon.)

Für Frauen wird natürlich eingeparkt – für hübsche sogar kompliziert. Das soll erstens Eindruck machen und zweitens sicherstellen, dass für die Dame auch wieder ausgeparkt werden muss.

Ich habe mir um meinen Laptop also überhaupt keine Sorgen gemacht.

Pablo hatte ein anderes Gefühl. »Du hast ihn doch nicht einfach dagelassen, oder? Und du hast bestimmt nichts, um zu beweisen, dass du da warst?«

»Doch!«

»Gut. Bin stolz auf dich. Zeig mal her!«

»Am Kühlschrank.«

»Das ist eine Visitenkarte, boludo

»Eine magnetische Visitenkarte.«

»Kein Name. Keine Adresse. Und lies mal, was drauf steht: Der Typ repariert Waschmaschinen, Mikrowellen und Kühlschränke.«

»Computer auch«, sagte ich. »An seiner Ladentür klebt ein Poster vom Pentium

»Wie heißt der Typ überhaupt?«

»Adriano. Glaub ich. Oder Andres. Irgendwas mit A.«

»Irgendwas mit A«, schrie Pablo. »Hallo Polizei, bitte Großfahndung: Gesucht wird irgendwas mit A, das Kühlschränke, Waschmaschinen und Mikrowellen repariert. Ach ja, und Laptops klaut. Aber mein deutscher Freund hat eine verdammt heiße Spur: eine Visiten … pardon … eine magnetische Visitenkarte.«

Ein paar Tage später lief ich durch die Avenida Corrientes. Sie ist berühmt für ihre Buchläden, ihre Theater und Opern, man nennt sie auch den Broadway von Buenos Aires. Ich beschloss, einem der Schuhputzer, die dort Tag für Tag auf dem Bürgersteig sitzen, einen Besuch abzustatten. Natürlich putze ich meine Schuhe auch selbst. Aber zum einen erzählt der Journalist Sebastian Schoepp in seinem wunderbaren Buch »Das Ende der Einsamkeit. Was die Welt von Lateinamerika lernen kann« von einem Erlebnis in Nicaragua:

Einmal erwischt Douglas mich dabei, wie ich meine Schuhe putze. »Warum gibst du die nicht einem der Schuhputzer, die überall draußen herumlaufen, der muss auch Geld verdienen, um zu überleben?

Zum anderen gebe ich in der Corrientes so viel Geld für Bücher aus, um dann immer aufs Neue schon beim Vorwort – überfordert von der Fülle unbekannter Wörter – auszusteigen, dass viel dafür sprach, umgerechnet 2,50 Euro einmal sinnvoller anzulegen.

»Zieh deine Schuhe aus, ich nehme die mit nach Hause.«

Ich schaute von meiner Zeitung auf. »Wissen Sie, was ich gerade verstanden habe?«

»Wie sollte ich?«

»Dass Sie meine Schuhe mitnehmen wollen. Witzig, oder?«

»Wie man’s nimmt. Ich hab’s ja gesagt. Die Dinger muss ich über Nacht behandeln. Sind morgen fertig. Dort drüben ist ein Schuhgeschäft. Gruß von Alfredo, kriegst einen schönen Rabatt.«

Natürlich ist mir zu Hause Pablo im Fahrstuhl begegnet.

»Schicke Schuhe. Neu?«

»Ja.«

»Bisschen zu grün vielleicht.«

Pablo hörte sich meine Geschichte bis zum Ende an. »Warte«, sagte er dann und drückte die Stopptaste des Fahrstuhls. »Erzähl sie mir noch mal. Du bist ja noch dümmer, als ich dachte.«

Ich habe dann gleich gemerkt, dass Pablo wegen des eingefrorenen Fleisches nicht so richtig Lust hatte, mit mir zu grillen. Immer wieder murmelte er etwas vom Wetter, ging hinaus auf die Terrasse und schaute minutenlang schweigend gen Himmel, kam in die Küche, roch am Fleisch, redete Unverständliches mit seinem Asadogott und ging wieder nach draußen.

»Pablo, ich gucke mal im Internet, wie das Wetter wird, ja?«

»Du glaubst dem Internet?«, fragte er und machte ein Geräusch, das wie pffffffff klang. Dann griff er zum Telefon und wählte eine Nummer. »Che Augustin! Holabuendiaquetal? Geh mal schnell zum Fenster. … Ja, ich weiß, dass du viel zu tun hast. … Haben wir alle. … Die Señora an Tisch drei kann warten. … Ist sie wenigstens hübsch? … Siehst du, dann kann sie erst recht warten. … Ja, bei mir ist alles gut. … Nun sag mal, was ist mit Uruguay? … Echt? Hmmh. Wusst ich’s doch! … Du kannst die Speisereste in den Bärten erkennen? … Nicht mal ordentlich essen können die, hehe. … Du, die Señora mit den breiten Hüften wartet auf dich. Wir sehen uns. Hasta luego!«

Pablo legte sein Telefon beiseite und sagte: »Bestellen wir uns eine Pizza. Asado fällt aus. Regnet nachher.«

»Ich verstehe kein Wort.«

»Augustin, alter Freund von mir, absolut zuverlässig. Arbeitet als Kellner im 22. Stock, feinster Blick über unsere herrliche Stadt.«

»Und?«

»Er sieht Uruguay, also nicht das ganze Land oder vielleicht doch, ist ja nicht so groß. Die Küste sieht er jedenfalls. Und wenn Augustin im 22. Stock über den Río de la Plata nach Uruguay schauen kann, gibt’s bald Regen in Buenos Aires. Ist so. Sehr altes Wettergesetz. Die Wäsche kannst du schon mal abnehmen. Übrigens, welches Land liegt am dichtesten am Himmel?«

»Argentinien?«

»Nee, mein Lieber, Argentinien ist ja der Himmel.«

»Dann wohl Uruguay.«

Ja, Humor haben sie, die Argentinier. Neulich war ich mit der Einjährigen im Kinderkrankenhaus. Sie hatte Fieber und sollte Urin abgeben. Die Schwestern erzählten etwas von aseptisch und schickten mich über die Straße zur Apotheke, um einen Becher zu kaufen. Als ich zurück war, ermahnten sie mich, beim Wasserholen sozusagen Abstand zum Brunnen zu halten, wegen aseptisch. War sicher alles nett gemeint und medizinisch vorbildlich. Wenn das keimfreie Gefäß aber leer bleibt, weil Vaters ballistische Kenntnisse nicht ausreichen, um den weiblichen Strahl aufzufangen, hätte es auch der ausgewaschene Joghurtbecher getan, den die Bolivier neben uns gereicht bekamen.

Ich hatte mittlerweile Kohlen und Kohlenanzünder im Verhältnis 2:1 gemischt. Das Feuer brannte noch nicht, da begann ich schon, die Steaks auszupacken und den fettigen Chorizos Schnittwunden zuzufügen. Pablo versuchte noch immer, in die Wolken zu schauen, wurde aber von Minute zu Minute unruhiger. Er ging jetzt auf und ab, kam zu mir und lief wieder weg, fummelte an seinem Telefon herum und blätterte in La Nación, drehte noch eine Runde. Und wenn er sich einen Augenblick nicht bewegte, nicht mit sich selbst sprach, nicht getrieben war, stach ich mit der Gabel tief ins Fleisch hinein. Das wirkte.

»Waaaaaas machst du da?«, schrie er irgendwann.

»Ich grille, und ich gucke, ob das Fleisch schon durch ist.«

»Du grillst nicht, du entweihst unser Fleisch, unser heiliges argentinisches Fleisch, das beste Fleisch der Welt, unseren Stolz.«

»Oh bitte, Pablo!«

»Ich sag dir: Der Asadogott sieht alles. Du bist hier nur Gast!«

Pablo nahm mir das Grillbesteck ab und schob mich beiseite. Dann zog er seinen Pullover aus. Er stand vor mir im Unterhemd und versuchte, mich auf seine vielen Brusthaare neidisch zu machen. Was ihm auch gelang.

»Showtime«, sagte er und klatschte in die Hände. »Es ist das erste und das letzte Mal, dass ich dir meine Geheimnisse zeigen werde. Und pssssst! Kein Wort zu niemandem!«

Es hat nicht geregnet an diesem Abend. Und ich habe alles wiederbekommen: erst meine Schuhe, die wie neu aussehen, dann nach einer Woche den Laptop. Ich weiß nicht, was genau kaputt war. Aber ein Virus war es nicht. Sogar das Wasserholen bei der Einjährigen hat geklappt. Mit Katheter.

Der überfragte Pablo

von CHRISTOPH WESEMANN

Pablo ist mein Wirklichkeitserklärer. Wenn ich etwas über Argentinien oder Buenos Aires wissen will, gehe ich nicht mehr zu Google, sondern zu Pablo. Die Trefferquote ist in Ordnung. Manchmal fühle ich mich sogar wie ein Argentinier. Das politische Geschehen zum Beispiel kann mir Pablo exakt so erklären, dass ich es nicht verstehe. Klar, er hat auch Wissenslücken. Ich habe ihn mal nach Bettina Wulffs Vergangenheit gefragt, das war eher nicht so ergiebig. Und ja, manche Antwort scheint mir ein bisschen kurz geraten. Andererseits, Freunde, ich schreibe Kolumnen, in meinem Scherzzeugkasten ist kein Platz für Komplexität.

Neulich sollte mir Pablo sagen, warum sich der Verkehr in Buenos Aires an vielen Stellen staut. Ich weiß nicht, welche Antwort ich mir erhofft hatte – jedenfalls nicht die, die mir Pablo gab. Er sagte: »Viele Autos.« Danach habe ich erst mal mich selbst gefragt, ich wollte von mir wissen, ob ich vielleicht nerve. Meine Antwort an mich war: Nein.

Manchen Fragen kann ich nun einmal nicht ausweichen. Wenn ich in Buenos Aires unterwegs bin, sehe ich einen Supermarkt nach dem anderen, und alle sind in chinesischer Hand. Der Fleischverkäufer, die Kassiererin, der Mann an der Obstwaage – alle Chinesen. Und sie sprechen das Castellano, das südamerikanische Spanisch, besser als ich. Dazu gibt es noch viele chinesische Restaurants in Buenos Aires. Ich sehe überall Chinesen. Warum? So etwas beschäftigt mich.

Pablo sagte: »Viele Chinesen.«
»Hmmh.«
»Das ist die Antwort, Nachbar. Es gibt einfach viele Chinesen. Einskommairgendwas Milliarden.«

Strichmännchen

Eine andere Frage, die mich verfolgt, ist: Warum fahren Argentinier zwischen zwei Spuren und machen so das Überholen unmöglich? Ich muss zweimal pro Woche in die Avenida Rivadavia, die angeblich längste Straße der Welt. Meine Navigation prophezeit mir die Ankunft in 16 Minuten. Die erste Viertelstunde verbringe ich damit, mich über die Leute zu erregen, die hupen, obwohl das überhaupt nichts bringt. Danach beginnen die Kinder, mich unter Druck zu setzen. Wenn sich nichts bewegt, obwohl die Ampel grün ist, rufen sie: »Hup doch mal!«

Inzwischen gelingt es mir, diesen Satz fünfmal zu ignorieren.

In der rechten Spur schleichen die Taxifahrer auf der Suche nach Kunden, in der linken Spur wird zweitereihegeparkt, um schnell etwas einzukaufen, wobei auch das nicht schnell geht. Man biegt ab, ohne zu blinken, und schaltet das Warnblinklicht ein, bevor man hält. Ich könnte rückwärts laufen und wäre nicht langsamer. Nach 35, 40 Minuten brauche ich die Kinder nicht mehr als Anstifter. Ich lasse die Hupe kaum noch los. Und soll mir bloß keiner sagen, das bringe nichts. Es bringt was.

Dass Argentinier auf zwei Spuren fahren, würde mich wahrscheinlicher weniger beschäftigen, wenn’s nicht ansteckend wäre.

Ich habe zunächst Señor G. gefragt, einen Paraguayer, den ich zufällig getroffen hatte und der schon lange in Buenos Aires lebt. Er schien sich über meine Frage sehr zu freuen. Er hat jedenfalls weit ausgeholt und mir zwanzig Minuten lang erklärt, warum der Argentinier zu den eher unsympathischen Wesen auf dem Kontinent gehöre. Weitere zehn Minuten hat er sich abfällig über Porteños, die Hauptstädter, geäußert.

Um sowohl das Verhältnis Argentiniens zu mir als auch zu Paraguay nicht zu belasten, halte ich es für sinnvoll, den Monolog zu zensieren. Zitiert werden dürfen folgende zwei Sätze von Señor G.: »Argentinier wollen sich immer, in allen Lebenslagen, alle Optionen offenhalten. Sie sind Opportunisten.«

Mit diesem Recherchematerial habe ich mich zu Pablo begeben. Um den erhobenen Datensatz, also die Antworten, vergleichen zu können, achtete ich darauf, ihm die Frage genau so zu stellen, wie ich sie Señor G. gestellt hatte: gleiche Wörter, gleicher Tonfall.

»Du meinst diese Linien auf der Straße, diese weißen Striche, ja?«, fragte Pablo.
»Bitte beantworte nur meine Frage.«
»Das sind doch bloß Empfehlungen.«

Und so wie gefahren wird, wird auch gesprochen. Ich spreche ja nach wie vor ein sehr sauberes Oberschichtenspanisch. Ich habe zwar den Wortschatz eines Zweijährigen, halte mich aber an alle grammatischen Regeln. Über das Nichts kann ich druckreif reden.

In der Spanischschule habe ich gelernt, dass der Porteño das s vor Konsonanten und auch am Ende eines Wortes oft verschluckt, vernuschelt und verschweigt. Ich höre das auch die ganze Zeit. Ich gehe ins Café und bestelle drei Croissants. Ich sage: »Tres medialunas!«
Antwort des Kellners: »Bueno. Tre medialuna.«

Kein Porteño versteht, was ich mit dem fehlenden S von ihm will. Pablo sagt jedes Mal: »Weiß echt nicht, was du meinst, Krietoff.«

 


Argentinische Helden

Diego Maradona, gezeichnet von Danü (c)

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Steckbrief

Wir sind schnell.
Wir sind Wortmetze. Wir haben einen profunden geistes-
wissenschaftlichen Hintergrund. Wir sind böse, sexy und klug. Wir können saufen wie die Kutscher, haben Kant gelesen und nicht verstanden, aber das merkt keiner, und schlafen nie.


2012 von Christoph Wesemann in Buenos Aires gegründet. Derzeit im Exil. (Berlin)